Unser Dienst

Diese vom früheren Missionsdienst in Taiwan modifizierte dreisprachige Ressource-Blogseite der inter-kulturellen theologischen Mitarbeiter Alain & Rita Haudenschild umfasst eine Fülle an Informationen aus der Mitarbeit mit SEND International in Ost Asien in der chinesischen Welt, dem globalen interkulturellen Dienst mit der AEM CH sowie der SMG, mit Blick auf mit dem Evangelium unerreichte Menschen, Gruppen, Migranten und Völker, hauptsächlich in oder aus Asien. Strategisch interessant sind die Informationen zur: Arbeitsvision "119" für Taiwan,der Bau von Immigrantengemeinden Taiwan AND BEYOND, TE&B (früher TECC) und das zweisprachigen Gebetsblog für Unerreichte Asiens (im Rahmen eines Forschungsauftrags von SEND erstellt)

24 September 2021

Reaktivierung des Blog

Dieser Blog wird reaktiviert, einiges in den kommenden Wochen wird schrittweise und entsprechend der veränderten Technologie überholt werden. 

Gewisse Dateien sind schon länger durch den Raub von Informationen beschädigt, doch viele LINKs führen den Leser weiterhin zu interessanten Entdeckungen in der interkulturellen Sphäre. 



11 April 2019

Zürich - Genf - Die andere Wiege der Reformation


Eine Handreichung zur schweizerischen Missions- und Reformationsgeschichte (Dr. Alain R. Haudenschild, DMin)

A.  Auf dem Weg zur evangelischen Missionsbewegung (1519-1712)

I.              Vier Träger der missionarisch-kirchlichen Reformbewegung 

Sowohl die Reformation selbst als auch die katholische Gegenreformation der Schweiz fanden zeitlich in einem anderen Rahmen statt als z.B. in Deutschland.  Sie beginnt mit Huldrych Zwinglis (ab 1519), und schliesst ab mit der Konfessionalisierung beim 2. Villmergerkrieg (1712). Weil die Eidgenossenschaft als Staatenbund mit anderen sozialen Strukturen funktionierte, organisierte snf.
Die Bekenntnisse in Europa um 1580
1.    Für die Weltgeschichte bedeutsam wurden aus der Reformation der Schweiz die Persönlichkeiten und die Lehren des Franzosen Johannes Calvin, der ab 1536 Genf zum «protestantischen Rom » machte und von Ulrich Zwingli, der ab 1519 in Zürich wirkte, sowie von Heinrich Bullinger, der 1549 mit Calvin durch den Consensus Tigurinusdie Einigung der Reformierten und Calvinisten in der Abendmahlsfrage erreichte.

2.    Getragen wurde die Reformation von den Reformierten (Zwinglianern), Täufern (Mennoniten, Schweizer Brüdergemeinden), den Schweizer Protestanten (Anhänger der Lehre Calvins[1]) und internationale Kirchen, die durch evangelistisch-missionarische Programme noch zu Lebzeiten der Reformer in Gang gesetzt wurden. 
3.    Inhaltlich forderte die Reformation  die Erneuerung der Kirche, die Täufer allerdings mit den Schleitheimer Artikeln 1527 auch eine Erneuerung der Gesellschaft. Das Zweite Helvetische Bekenntnis (Confessio Helvetica posterior), das aus dieser Zeit (1536) neben dem Heidelberger Katechismus heute noch das verbreitetste reformierte Bekenntnis ist, wurde von allen reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz mit Ausnahme von Basel angenommen, zusätzlich auch von Genf, und den Reformierten in Schottland, Polen, Österreich und Ungarn. 

Die protestantisch-calvinistische Ausrichtung der Reformation verbreitete sich über die Niederlande, Teile von Westdeutschland, Frankreich, Schottland, Polen, Kanada, U.S.A. Indonesien, Malaysia, Südafrika und Taiwan (1627). Der zwinglianisch-reformatorische Arm entwickelte sich über eine Art Verband und dem „Zweiten Helvetischen Bekenntnis“ einem Glaubenspapier, das eng am Apostolischen Glaubensbekenntnis ausgerichtet war, und dem sich bis heute Kirchen angeschlossen haben, aus Österreich, Ungarn, Böhmen, Mähren Italien e.g. Triest). Sie sind erkennbar am «H.B.» hinter dem Namen. 

Die Reformierte Kirche der Niederlande vereinigte die Lehre beider Reformatoren in ihrer Grundlage. Der täuferische Einfluss der Mennoniten, Hutterer, Amischen und der Berner Brüdergemeinden verbreitete sich über die Niederlande, U.S.A, Kanada, Uruguay, Paraguay, der zwinglianische via Schwarzwald und Rhein nach Holland sowie über Österreich, Ungarn, Mähren (Slowakei), und nach Verfolgung über Böhmen bis nach Schlesien, zur Walachei, Siebenbürgen, Russland, Nordemerika (Kanada, USA). Unter den aus dem Süden kommenden Flüchtlingen, die Carl Niklaus von Zinzendorf in Sachsen sammelte, waren ziemlich sicher auch Hutterer und nicht nur Hussiten. [2]


II.           Die protest. Missionsbewegung der Alten Eidgenossenschaft (15.-18 Jhd.) 

Über die Frage wieweit die christliche Missionsverpflichtung in der Reformation bewertet werden soll, gehen die Meinungen auseinander. Es scheint jedoch als ob die Auffassung der namhafter Missionswissenschaftler wie Gustav Warneck, Julius Richter, Wilhelm Oehler und dem Amerikaner Latourette, die Reformatoren seien von ihrer innerkirchlichen Verantwortung so vereinnahmt gewesen, dass sie die nichtchristlichen Völker gar nicht hätten berücksichtigen können, den Ergebnissen der jüngeren Forschung nicht mehr standhalten (Thomas Schirrmacher 2009). Die Arbeiten von Paul Drews und Karl Holl belegen einleuchtend die stark missionarisch ausgerichteten Arbeitsstrukturen  der Reformatoren. Sie bezeugen wie sie sich die Reformer im Rahmen von Mt 28,18-20 dem Aufbau missionarischer Kirchenstrukturen  gegenüber der Bevölkerung und im Blick auf die Türken auch der heidnischen Welt verpflichtet sahen.[3]Die Missionsarbeit unter Türken wurde z.B. auch nach Zwingli`s Tod als notwendig angesehen; eine überraschend erfolgreiche Arbeit in Ungarn unter muslimischen Türken wurde von Zürich aus ausgerichtet.

2.1 Architektur der reformierten Missionsbewegung der Deutschschweiz
1466/70:   Strassburg (im Bistum Basel): Druck deutscher Bibeln (Mentelin, Eggestein)
1522:        Zürich: Die Reformation durch Huldrych Zwingli kommt in Schwung.
1526:        St.Gallen: Joachim von Watt setzt als Bürgermeister die Reformation durch
1527:        Schleitheim: Glaubensartikel, Glaubenspapier der Täuferbewegung
7.2.1528:  Bern: Die Reformation wird eingeführt. Reformer: Berchtold Haller
1529         Basel: Die Reformation, nach Bildersturm. Reformer: Oekolampadius
1531:    1. Vollbibel (Froschauer Bibel), Vorwort von Zwingli, bis Mitte des 17. Jhd. in der alemannisch basierten eidgenössischen Kanzleisprache verfasst; Wechsel auf Sprachsystem der kursächsischen Kanzlei bei Revision von 1665.
1536         Bucer, Capito: Treffen in Basel. Konsolidierung der Reformation
26.3.1551 Johannes Feyerthoy: Bericht missionarischer Tätigkeiten in Ungarn[5]

2.3 Architektur der protestantischen Missionsbewegung der Westschweiz
Okt. 1530:    Neuenburg: Reformation: Reformer Guillaume Farel, 1565: Christophe Fabri
1536:            Genf. Reformation durch Farel: Calvins Institutio Christianae Religionis
1540-1558   Aussendung Hunderter Prediger/Evangelisten an viele Kirchen Europas[6]
1556:   14 Missionare verlassen Genf nach Brasilien um eine Kolonie mit dem Ziel zu gründen, lokale Brasilianer zu bekehren.[7]
1559:   Collège/ Académie de Genève, die älteste Schule der Stadt gegründet. Calvin bemühte sich anders als Luther und Zwingli, die Kirche frei von staatlichen Einflüssen zu halten. In der calvinistischen Gemeindekirche (Presbyterianis-mus) war es die wichtigste Aufgabe der Prediger, das reine Evangelium zu verkünden. Der Staat sollte nämlich nach Calvin genauso sittlich sein wie jeder Einzelne. Da der calvinistische Prediger über ausgesprochen gründliche theologische Bildung verfügen sollte, wurde in Genf eine Akademie gegründet, die ein Kollegium und eine Universität mit theologischer, juristischer und medizinischer Fakultät umfasste. Genf wurde durch diese Akademie zum Mittelpunkt reformierter Gelehrsamkeit in Europa und erhielt in der frühen Neuzeit den Titel eines «protestantisches Roms».  Die systematische theologische Untermauerung und theologische Ausbildung, die Übereinstimmung von Lehre und gesellschaftlicher Ordnung, aber auch die Gewissensfreiheit, das Widerstandsrecht, die Betonung der moralischen Verpflichtung von Regierenden und die Ansätze zum später weiter entwickelten Konzept der Menschenrechte trugen dazu bei, den reformierten Glauben nach dem Genfer Modell in Frankreich, den Niederlanden und Grossbritannien zur meistverbreiteten reformierten Richtung zu machen. In Frankreich erhielten ihre Anhänger den Namen Hugenotten in England die Bezeichnung Puritaner. Durch deren Auszug in die neue Welt verbreitete sich die Genfer Reformation über die USA /Kanada bis an ihre Westküsten. In Schottland wurde der Protestantismus Staatsreligion (Presbyterianer), wie auch in Teilen der Niederlande und in einigen deutschen Fürstentümern.

2.4 Architektur der täuferischen Reform- & Missionsbewegung im 16.-17.Jhd.

1524: Huldrych Zwingli distanziert sich von seinen einstigen Mitstreitern, welche die Erwachsenentaufe fordern. Die Täuferbewegung entsteht.
1528:  Der aus Tirol stammende Jakob Hutter predigt Erwachsenentaufe und Gütergemeinschaft. Das liberale Mähren (heute Tschechien) wird zum Auffangbecken für Täufer.
1536:  Menno Simons sammelt weite Teile der Täuferbewegung. Distanzierung von Gewalt. Ab 1544 nennen sich Täufer Mennoniten.
1683:  Die konservativen Amischen spalten sich von den Schweizer Mennoniten ab, ziehen ins Elsass und wandern ab 1700 in die USA aus. Mennoniten kultivieren in Polen das Weichsel-Delta, bis Preussen sie vertreibt. Viele Mennoniten befinden sich unter den ersten deutschen Auswanderern, die es nach Pennsylvania zieht. Sie breiten sich anschliessend auch in Virginia, Ohio, Indiana und Illinois aus.

Die Täufer – eine verfolgte religiöse Minderheit[8]
1722:   Zarin Katharina die Grosse ruft die Mennoniten und die Hutterer, um die Ukraine urbar zu machen.

3.Die Einbettung der eidgenössischen Missionsbewegung im europäischen Umfeld 

Die Missionsbewegung der Alten Eidgenossenschaft führte mit seiner Zielrichtung nicht nur die Kirche sondern auch die Gesellschaft zu verändern schliesslich zu ihrem Ende und einer Neuordnung der Verhältnisse. Sie ist umklammert von dem Bemühen Gottes Wille und Wort zu verstehen, was im Bistum Basel den Druck der ersten beiden deutschen Bibeln nach sich zog (1466, 1470) und später unter Zwingli im Übersetzen der Bibel ins Alemannische und unter Calvin ins Französische resultierte. Das Erbe gewonnener Erkenntnisse ging allerdings in die internationale Welt und befruchtete die niederländische Reichsmission im 17Jhd und die erste Missiologie von Gisbertus Voetius (Dordrecht 1618/19) und in Zentraleuropa den Gemeindebau in Ungarn, Mähren und Böhmen von dem sich durch Verfolgung die Herrenhuter Bewegung heranbildete. 

Aus reformierten Kreisen in Österreich schrieb der mit Niklaus von Zinzendorf entfernt verwandte Justinian von Welz(1621-1668) das erste Konzept für eine Missionsgesellschaft (1663). Fritz Laubach urteilt die englische Society for Propagation of the Gospel(Gesellschaft für die Verbreitung des Evangeliums) habe dies modellhaft aufgegriffen und in weiterer Folge Nikolaus von Zinzendorf und die Brüdergemeine geprägt. Nachdem Calvins ausgebildete Evangelisten überall in Europa Predigtdienste annahmen und Kirchen entwickelten entwickelte sich seine Lehre am stärksten während dieser Zeit in der Neuen Welt. In Frankreich starben viele Hugenotten den Märtyrertod, die Kirche wurde dabei fast ausgelöscht. Doch wo Verfolgte ankamen entstanden Bildungsinstitute (z.B. in Berlin) und Förderung der Wissenschaft. 

Endnoten: 
[1]Der sog.«Calvinismus», entstand in Holland anfangs des 17Jhd. durch eine Gruppe, die be-absichtigte durch Uminterpretierung Calvins Prädestinationslehre  in Verruf zu bringen. 
3 Walter Holsten, «Reformation und Mission»  Gütersloh, ARG, 44.
4Rudolf Pfister, Reformation, Türken, Islam, ZWINGLIANIA, 1956, Heft 6, Bd X, 359.
5 Zwingliania: IV. Zusammenfassunghttp://zwingliana.ch, 1214/1124, 15.1.2019.
6Protestant Missionaries in Geneva, https://books.google.ch/15.1.2019.
7Thomas Schirrmacher. Calvin and World Mission. Nürnberg: Ed. afem, 2009.  
8Claudia Gabriel, »Gesellschaft und Volkskirche»,  https://www.nzz.ch/, 15.1.2019. 


B. Von der Eidgenössischen Reform- zur evangelischen Missionsgeschichte (16.Jhd.-21.Jhd.

In der Missionsgeschichte der Schweiz vom 16. bis zum 18. Jh. wurde das christliche Europa von neuen Erkenntnissen überrollt. Dem erfolgreichen Durchbruch der Reformation folgten leider mehrere Kriege. Nur wer Zugang zu den Meereshäfen der Welt hatte, konnte global mitwirken. Was zur Zeit der Reformer als Kernauftrag des Auftrag aus Mt 28,18-20 im Bau von Kirchen und dem gemeinsamen Lesen der Bibel seinen Ausdruck fand, erhielt im 19.Jhd mit dem Aufbau grosser Missionsgesellschaften und der Neubetonung des «Sendens» eine andere Gewichtung. 

I.              Sendung zur Zeit der Reformer(16. Jhd.)
·      Ab 1545: Genf: Aussendung vieler Prediger nach Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, Polen, Niederlande, England, Schottland, Ungarn, Mähren, Böhmen.
·      Die nach der Taufe von Blaurockin Zürich 1925 entstehende Täuferbewegung wurde durch eine bald einsetzende innerschweizerische Verfolgungswelle ungewollt zu einer missionarischen Bekenntnisbewegung im Tirol, später Mähren (unter Jakob Huterer), Elsass, Rheinland Pfalz und der Niederlande, und erlangte durch die Gründung von Gemeinden und Kommunen (in Mähren z.B.) mit seinem Modell im 16.Jhd. eine oft übersehene reformerische Kraft; sie gewann durch die Schleitheimer Artikel nachhaltige Bedeutung für die missionarische Bekenntniskraft des schweizerischen Protestantismus in den Glaubensartikeln des 1. Helvetischen Bekenntnis, das Bullinger 1535 etwas umschrieb.
·      1555 Genf: Aussendung von 12 ausgebildeten Missionaren nach Brasilien durch die protestantische Kirche Johannes Calvin`s. Leider war dieser Missionsdienst kurzlebig. 
II.           Europäisches Vernetzen des Schweizerisches Pietismus (17./18.Jhd.)
·      Ende 1680:  In Bern entsteht ein erster Höhepunkt; mehrere Schweizer Pietisten erlangten im Exil bzw. im Ausland Bedeutung, (Ursula Meyer, Friedrich von Wattenwyl in dt. Landen).
·      1720-30 begann die partielle Integration des Pietismus ins kirchliche Leben. Wichtig war dabei der Beitrag vom Berner Samuel Lutz, dem Bündner Daniel Willi sowie von Hieronymus Annoni, einem Basler und Vertreter der zweiten Generation. 
·  In den 1730er und 40er Jahren begann der Prozess der Gemeindebildung. Es entstanden Inspirationsgemeinden, von Heimberg aus verbreiteten sich im Berner Oberland die Heimberger Brüder.
·      1739: in den Städten und auf dem Land bilden sich Herrnhuter Sozietäten (zugehörig zur Herrnhuter Brüdergemeine). Hausversammlungen stärkten das Selbstbewusstsein der Laien und v.a. auch der Frauen. Der schweizerische Pietismus war gesamteuropäisch vernetzt; (Beziehungen zum engl. Puritanismus, zum protestantischen Pietismus. in den Niederlanden / Deutschland, der französischen quietistischen Mystik und zum Spener'schen-, Hallischen-, Herrnhutischen- und radikalen Pietismus in den dt. Landen). Vertreter waren Johann Kaspar Lavater, Ulrich Bräker und Anna Schlatter-Bernet. 

III.           Missionare aus reformierten/protestantischen Kirchen/Gemein(d)en (18./19.Jhd.)
Von reformierter Seite her formierte sich die Missionsbewegung aus dem Pietismus und den Erweckungsbewegungen. Über Friedrich von Wattenwyl trat Graf Niklaus von Zinzendorf mit schweizerischen Pietisten in Verbindung. Sendboten der Herrnhuter wie Friedrich Wilhelm Adolph Bieler predigten in der Schweiz; ab 1739 bildeten sich in Bern, Basel, Aarau und Zürich Sozietäten. 
·      1750: In der Schweiz ziehen die ersten Schweizer mit den Herrnhutern in den Missionsdienst auf die Antillen und nach Niederländisch-Guayana (heute Suriname).
·      Ab 1821 Aussendung von Missionaren nach Westafrika, Indien, China / Südostasien
·      1840: Gründung der Pilgermission St. Chrischona (Chrischona-Gemeinden); erste Missionare werden nach Palästina (1846) und Äthiopien (1856) ausgesandt
1.  1847: Beginn der Mission unter Hakka in Südostasien (China) durch die Basler Mission. 
·   1820: Gründung von Missionsgesellschaften in der Waadt, in Genf und in Neuenburg, sie stammen aus Gruppen die sich in der Landeskirche vorher nicht entfalten konnten. 
·    1871: Aussendung zweier Missionare der waadtländischen Freikirche in die Lesotho Mission der Pariser Mission.
      ab 1872 – Erste noch bestehende Gemeinde in der Westschweiz (Tramelan) 
·      1874 : Gründung der Synode der Freikirche der Waadt in Yverdon («Mission Vaudoise» ). Diese dehnte ihr Missionswerk nach Portugiesisch-Ostafrika (heute Mosambik) aus und bekommt Unterstützung durch die Freikirchen von Genf und Neuenburg. 
·      1895 Drei westschweizerische Freikirchen gründen die Gesellschaft «Mission Romande», später Südafrika-Mission. 
·      1897: Héli Chatelain gründete die Philafrikanische  Mission in Portugiesisch-Westafrika (Angola). 

IV.         Von der Mission im Kolonialismus zum digitalen Zeitalter (20./21.Jhd.)
-   1847 – Erste Schweizer Gemeinde in Ebnat-Kappel/ Toggenburg durch J.G.Oncken, den Hamburger Baptistengründer.
-       1849 – Erste noch bestehende Schweizer Baptistengemeinde in Zürich.
-       1875: Lausanne am 28.Oktober: Gründung der Schweizerischen Evangelischen Allianz, ausgelöst durch die Genfer Revéil, die Christentumsgesellschaft in Basel und die Basler Mission, mit Delegierten aus Genf, Neuenburg, Bern, Berner Jura, Zürich, Basel und Lausanne
-       1910: die erste Weltmissionskonferenz in Edinburgh unter dem Slogan „Die Evangelisierung der Welt in dieser Generation“ (!) mit Schweizer Beteiligung durchgeführt. 
-       1921 Joseph Reinhard Gschwend, der erste Missionar einer schweizerischen Pfingstgemeinde nach Lesotho ausgesandt
-       1927: «Bewegung Plus» (gegründet 1927 als «Gemeinde für Urchristentum» GfU) gegründet.
-       In den 1920ziger Jahren: Im Toggenburg Verband der Freien Christengemeinden gegründet.
-       1935: Schweizerische Pfingstmission SPM
-       1945: Verselbständigung und Gründung der Schweiz. Ostasien-Mission in der Schweiz
-       1948: Gründung des Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) als Folge der Weltmissionskonferenz in Edinburgh, mit Folgekonferenzen (die letzte 2005 in Athen).
-       1944 Gründung des Schweizerischen Evangelischen Missionsrates (Sammlung aus dem verzettelten ref. Hilfswerk). 
-       1963: Gründung des Département missionnaire des Eglises Protestantes de la Suisse Romande.
-       1963: Zürich: Gründung des Gebetskreises «Freunde der Mission» als Vorläufer der späteren AEM. 
-       1964: Kooperation Evangelischer Missionen (KEM ) gegründet. 
-       1972: Gründung der «Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen AEM». 
-       1974 Internationaler Kongress in Lausanne über Evangelisation mit Billy Graham. 
-       1989 Nachfolgekongress: Lausanne II in Manila 
-       1996: Verband der Freien Christengemeinden (1300 Mitglieder) in SPM integriert
-       1999: Namenswechsel der AEM in «Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen»
-     2001: Gründung des Trägervereins «Mission 21» (aus Basler Mission, Südafrika-Mission, Schweiz. Ostasien-Mission, Herrnhuter Mission und Evangelische Mission in Kwango, DRK).
-       2017: Die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen als Teil der Schweizerischen Evangelischen Allianz zählt über seine Mitgliedorganisationen nahezu 1070 evangelische Missionare im globalen interkulturellen Missionsdienst. 
Vor dem Ende des kolonialen Zeitalters kommt es zu einer administrativen Umorientierung in den Missionen. Der Fokus wechselt zum interreligiösen und interkulturellen Dialog mit der Dritten Welt, Ökumene, Partnerschaft, Projektarbeit und ein offener Austausch in einer internationale Lerngemeinschaft. Zu ihrer Förderung und Entwicklung entsprechender Projekte entstanden zu Beginn der 1960er Jahre Hilfswerke wie das Fastenopfer der Schweizer Katholiken und auf reformierten Seite «Brot für Brüder». Beide Hilfswerke gehörten zu den Gründern der Max-Havelaar-Stiftung, die einen fairen Handel mit Produkten aus Ländern des Südens fördern will. Die Gegenbewegung der ökumenischen Bewegung, die Evangelikalen wehrten sich gegen die ab 1961 vor allem auf die auf diesseitig-soziale Veränderungen fokussierte Sicht von Mission und vor allem, dass andere Religionen als mögliche Heilswege gelten sollten. Sie verabschiedeten 1974 ein Glaubenspapier, das manche Schweizer bewegte mit einer der AEM Missionen zusammen zu arbeiten und ihre Missionare zu senden. Seither organisiert sich die sendende Arbeit der schweizerischen evangelischen Missionsbewegung in grossen Teilen über die Mitgliederorganisationen der Arbeitsgemeinschaft evangelischer Missionen AEM, mit Sitz in Zürich.

Literatur:
Cranz, D., Reise durch Graubünden, 1996. 
- Dellsperger, R. Kirchengemeinschaft und Gewissensfreiheit, 1985 
- Dellsperger, R. «Der Pietismus in der Schweiz», Geschichte des Pietismus. 2, 1995, 588-616. 
- Hadorn, W. Gesch. des P. in den schweiz. ref. Kirchen, 1901. 
- History of Calvinism-Spread 1555-1600 https://en.wikipedia.org/wiki/, retr. 29/01/2019.
Hollenweger, Walter J. Enthusiastisches Christentum. Die Pfingstbewegung in Geschichte und Gegenwart.Zürich : Theologischer Verlag Brockhaus, Wuppertal und Zwingli-Verlag, 1969.
Kuhn,T.K.  Religion und neuzeitliche Gesellschaft, 2003.
- Koch, Markus. Lichtstrahlen aus dem dunklen Afrika, 1992. 
  Noth, I. Ekstat. Pietismus, 2005.
-Nuestra Iglesia - Iglesia Evangélica Maranata. In: Iglesia Evangélica Maranata. iglesiaevangelicamaranata.org, abger. 24. April 2017.
- Reichel, H., «Die Anfänge der Brüdergemeine in der Schweiz mit besonderer Berücksichtigung der Sozietät in Basel»,  Unitas fratrum 29/30, 1991, 9-127. 
- Rossel, Andreas (Hrsg.). Erinnerungen an die Zukunft. 80 Jahre in Bewegung. Das Buch zum 80.eburtstag der BewegungPlus. Bern: Haller,  2007, 115 -156.
- Seidel, J.J. Die Anfänge des Pieitismus in Graubünden, 2001.
-Stern, Daniel. «Ein guter Christ ist ein reicher Christ,» WOZ, Nr. 19/2013.  
Senft, W., Ceux de Montmirail, 1947. 
- Vuilleumier, H. Histoire de l'Eglise réformée du Pays de Vaud sous le régime bernois 3, 1930. 
- Wernle, P., Der schweizerische Protestantismus im 18. Jh. 1, 1923. 

Quellen auf Internet: 
- Joseph Reinhard Gschwend, Historisches Lexikon der Schweiz. www.hls-dhs-dss.ch
- Schweizerische Pfingstmissionhttps://de.wikipedia.org/wiki/, retr. 2/2/2019.


[1]Nicht dem Calvinismus, der entstand später in Holland durch eine Gruppe, die seine Lehre durch Übertonen einiger Aspekte bei seiner Soteriologie in Verruf bringen wollte. 


01 Mai 2018

5.Der Apostel Philippus - Sein Beitrag für die jüdisch- griechische Welt


-->  Reihe "Die Apostel in der Mission" (Alain R. Haudenschild)

Philipp, der Apostel 
EINLEITUNG:
Die Jesus Biographie des Apostels Johannes nimmt uns hinein in die interessanten Gespräche, die Jesus mit seinen Jüngern vor dem Abendmahl hatte. Hier sind es einmal nicht Petrus, Jakobus, oder Andreas, sondern Jünger wie der kritische Thomas und der Evangelist Philippus, die mir ihren Themen Beachtung finden. Der Frage nach dem wohin und dem Weg folgt der berühmte Vers des Herrn Ich bin der Weg die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, ausser durch mich. -   Also ist alles klar?  -  Beim Apostel Philipp wird manchmal wegen gewisser ausserbiblischen Handschriften in seinem Namen zwischen dem Apostel und dem Evangelisten Philipp unterschieden. Der Kirchenvater u. Kirchengeschichtler Eusebius (260/64 n.Chr. in Palaestina; † 339 bzw. 340 in Caesarea) sagt dazu beide seien ein und dieselbe Person. Im Jahre 1260 erst behauptet Jacobus de Vorangine in seinem Buch Goldene Legende, die Aufzeichnungen über Philipp den Apostel seien nicht zuverlässig.[1] Ich schliesse mich in diesem Abschnitt der Überzeugung des sehr geschätzten Kirchenvater Eusebius an, da auch den Kontext seiner weiteren Dienstgeschichte sie stark unterstützt 

I. DER HISTORISCHE HINTERGRUND DES APOSTELS

Er gehört zu berühmten Stichwortgebern der Bibel: "Herr, zeige uns den Vater", (Joh 14,8) bittet Philippus am Ende des Abendmahls. "Du kennst mich nicht, Philippus?",  antwortet Jesus und wiederholt Jesus was er in Joh 12,45 schon mal gesagt hatte: "Wer mich sieht, der sieht den Vater! (Joh 14,9) Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun …"(Joh 14,12). Von Philippus lesen wir wie er sich für Griechisch sprechende Juden eingesetzt hat (Joh 12,20-22)
Der aus Bethsaida und damit aus der Stadt des Andreas und Petrus stammende Mann gehört nicht zum inneren Kreis von Jesu Jüngern (Joh 1,44). Sein Name ist Griechisch und bedeutet «Pferdeliebhaber. William Steuart McBirnie führt die Wahl seines Namens zurück auf die geschichtliche Bedeutung des Namens in der Provinzgeschichte Galiläas.[2]   Der geschichtlich bekannteste Philipp war der Vater von Alexander dem Grossen, der aus seiner Zeit besonders in Galiläa einen bleibenden Einfluss hinterlassen hatte. Im 1.Jhd vor Chr. gab es einen gleichnamigen lokalen König über Ituräa, der den Status der Stadt Bethsaida zur Provinzhauptstadt erhob. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde der spätere Apostel in Respekt und Anerkennung dieses Königs, der so viel für seine Region getan hatte und einige Jahre vor seiner Geburt verstarb, wohl nach seinem Vorbild benannt. Der griechische Einfluss war bei Philipp für seinen späteren Dienst wie bei Paulus auch sehr bedeutsam. Nach Budge E.A. Wallis soll er vom Stamme Zebulon abstammen.[3] Johannes stellt Philipp in seinem Evangelium als eine Person vor, die Menschen zu Christus bringt und auch dann glaubt wenn nicht alles verstanden werden kann. Eine internationale Archäologengruppe soll das Grab des Apostels in den Ruinen bei Pamukkale im Südwesten der Türkei gefunden haben. Es liegt in einer Kirche, über der im 5. Jahrhundert ein zweites Gotteshaus errichtet wurde. Aufmerksam darauf wurde das internationale Ausgrabungsteam von Francesco D`Andria durch eine bereits lokal vorhandene Tradition der Kirche, die allerdings nicht zuverlässig lokalisieren konnte, wo der Apostel seine letzte Ruhe gefunden hatte. D’Andria ist von der Deutung seines Fundes überzeugt: Die dreischiffige Basilika sei die letzte Ruhestätte des Philippus gewesen. Die Touristenregion um Pamukkale ist um eine Attraktion reicher


II. DAS NEUE TESTAMENT UND DER APOSTEL PHILIPPUS

Philipp oder Philippus wird in sämtlichen Apostellisten der Bibel aufgeführt (Mt 10,3; Mk 3,18; Lk 6,14). Allerdings gibt es in diesen drei Evangelien keine weiteren Informationen über ihn, umso mehr finden wir im Evangelium nach Johannes.
•          Joh 1, 43 – 51: Er gehörte zu den ersten Jüngern, die Jesus nachfolgten und von ihm aufgefordert wurden ihm nachzufolgen. Philippus scheint Nathanaël schon gekannt zu haben, als er ihn zur Nachfolge von Jesus bewegte. Philippus bringt gleich nach seiner eigenen Berufung einen weiteren Mann, Nathanael, zu Jesus (Joh 1,43–51 EU). In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass er gleichzusetzen ist mit Bartholomäus (Natanaël Bar-Tolmai) aus Apg 1,13 EU und den synoptischen Evangelien, weil er dort in Namenslisten (Mt 10,3 EU; Mk 3,18 EU; Lk 6,14 EU) auf Philippus folgt, wie in Johannes der Name Nathanael. Somit wäre Nathanael Bartholomäus, einer der zwölf Apostel Christi. David Catchpole warf die Frage auf, ob es sich bei Nathanael nicht um den „Jünger handelt, den Jesus liebte“. Diesen identifizierte die Forschung sonst stets mit Johannes selbst.[4]

Wie kommt Philippus darauf Jesus kennen zu lernen? Wenn die Theorie stimmt, dass es bei der Hochzeit zu Kana um die Hochzeit des Nathanael  gegangen war, von der bei Johannes schon in Kapitel 2 die Rede ist, waren der Grund für eine rechtzeitige Rückkehr nach Galiläa von der Taufe Jesu am Jordan die Hochzeitsvorbereitungen und dass man nicht alles den Frauen überlassen wollte. Er war wohl vorher aus diesem Anlass nach Kapernaum gekommen, wo er Andreas, Petrus, Johannes und Jakobus getroffen hatte, als diese gerade entschieden hatten nach Jericho zu gehen um Johannes den Täufer zu hören. In dieser Zeit hatte Jesus wohl noch ein paar andere Termine in Judäa kam dann aber später nach.

•          Joh 6, 5-7: Philippus in Aktion bei der Speisung der 5000. Er will Brote im Wert von 200 Silberstücken kaufen und sorgt sich um die Verpflegung. Jesus wirkte kurz darauf das große Wunder, bei dem sich die Nahrung von selbst vermehrte. Philippus wird anlässlich des Wunders der Brotvermehrung von Jesus auf die Probe gestellt, kann sich aber ein Wunder nicht vorstellen (Joh 6,5–7 EU).

•          Für Griechen, bzw. Griechisch sprechende Juden, die Zugang zu Jesus wünschen sieht sich Philippus mit seinem griechischen Namen zuständig (Joh 12,20–22 EU).

•          Johannes 14,8: Bei den Abschiedsreden von Jesus Christus kommt sein Name bei der Frage ins Spiel: "Herr, zeig uns den Vater, dann sind wir zufrieden!"

•          14,12 »Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen. Wie also kannst du bitten: 'Zeig uns den Vater'? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Was ich euch sage, habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Mein Vater, der in mir lebt, handelt durch mich. Glaubt mir doch, dass der Vater und ich eins sind. Und wenn ihr schon meinen Worten nicht glaubt, dann glaubt doch wenigstens meinen Taten!"

•          In Apostelgeschichte 1 Vers 8 – 14 wird sein Name ebenfalls erwähnt: Er hat die Himmelfahrt von Jesus miterlebt, verharrte zusammen mit den anderen Aposteln und Frauen im Gebet.

Philippus hatte von Anfang den Vorteil Jesus persönlich zu sehen und damit die wichtigste Bezugsperson in seinem Leben. Nirgends lesen wir von ihm er habe sich je Mühe gegeben Menschen von Jesus zu überzeugen, er brachte sie einfach zu Jesus, wo sie ihn sehen konnten. Vor der Brotvermehrung wendet er sich an Andreas, dem er mangels eines sicht-baren Weges zur Problemlösung mehr Problemlösungsqualitäten zutraute, denn er kann sich ein Wunder beim besten Willen nicht vorstellen. Johannes 6 Verse 5-7. Im Gegenteil überlegt er sich wieviel Geld es bräuchte um Brot für so viele Leute zu finanzieren. (Joh 6,5–7 ).

Was wir von Philippus erfahren zeigt, wie sich sein Werdegang stark an der Erkenntnis, die durch das visuell Erkennbare ausrichtet. Er kann sich z.B. keine Brotvermehrung vorstellen und geht entsprechend mit der Situation um. Jesus musste am Ende seines irdischen Dienstes zu Petrus sagen: »Folge mir nach« (Joh 21,19.22). Nachdem er Jesus in der Nacht des Verrats verleugnet hatte, benötigte Petrus diese Ermutigung anscheinend noch. Doch Philippus war der Erste, der diese Worte hörte und ihnen nachkam. Von Anfang an suchte Jesus Philippus aktiv. Er fand ihn und forderte ihn zur Nachfolge auf. Und Philippus war ein eifriger und bereitwilliger Jünger.

Offenbar hatte Philippus bereits ein suchendes Herz. Natürlich ist ein suchendes Herz immer ein Beweis dafür, dass Gottes Souveränität einen Menschen zu sich zieht, denn Jesus sagte: »Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht« (Joh 6,44) und »niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von dem Vater gegeben« (V. 65). Jesus war mit seinen Jüngern ca. 2 Jahre und 4 Monate lang gemeinsam unterwegs. Das waren für sie eine intensive lebensverändernde und unvergessliche Zeit beim Meister. In dieser Lernzeit hat Jesus seinen Jüngern u.a. auch viel von seinem Vater im Himmel erzählt – wie ER ist und denkt, was ER vorhat und was uns dort erwartet. Als Jesus darüber redete, bald zurück zum Vater zu gehen weil er dort noch viel Arbeit habe, brach es regelrecht aus Philippus heraus: „Herr, zeig uns den Vater!“ (Joh14.8)


Es scheint, als sei es Jesus gelungen, ihnen seinen Vater so vor Augen zu malen und das Leben mit und bei IHM so schmackhaft zu machen, dass sie diesem Vater unbedingt selbst begegnen und IHN kennenlernen wollten. Im Sinne von: „Herr, zeig uns diesen Vater!“..


III: ZEIT NACH DER HIMMELFAHRT UND SEIN MISSIONSDIENST


Philippus setzte seine Dienste unter Griechisch sprachigen Juden offensichtlich auch ausserhalb des Hebräisch-Aramäisch-sprachigen Kulturraums (Samaria, Gaza, Joppe, Caesarea) fort. Dazu passt die Information des Johannes-Evangeliums, dass Philippus es war, der nach Jesu Einzug in Jerusalem "etliche Griechen" vor seinen Herrn führte. Wie der Apostel Paulus und der Evangelist Lukas zählt Philippus damit auch zu den Symbolgestalten, die einer breit angelegten Mission unter paganen Griechen das Wort redete. –  Sein Dienst am Kämmerer (Apg 8) ist nach der Deutung des Kirchenvaters Eusebius das erste Beispiel.

Nach der Auferstehung missionierte der Apostel 20 Jahre lang in Südrussland (Skythien), gründete dort eine Kirche, war aber davor schon auf dem Weg dahin in Syrien aktiv.[5] 

 In den Texten der Naq Hammadi Bibliothek am rechten Nilufer des Gebel-al-Tarif, gibt es einen apokryphen Brief des Petrus an den Philippus (datiert auf das Ende des 2.Jhrd anfangs des 3.Jhd). über eine Begebenheit am Ölberg, der inhaltlich aber der gnostischen Diskussion zugeordnet wird. [6] Nach der Tradition ging er zusammen mit dem Apostel Bartholomäus in seinem letzten Dienstabschnitt nach Kleinasien, um bei den aufstrebenden Gemeinden in Phrygien (westliche Zentraltürkei)  mitzuhelfen.

Das Gebiet Skythien, indem der Apostel missionierte.
Besonders der Anhang der 15 apokryphen «Akten des Philippus», der wohl z.Zt. des Eusebius entstanden waren bestätigt diese Aussage und berichtet vom Predigtdienst und den Wundern des Apostels nach der Auferstehung des Herrn; es zeigt und berichtet auch von Mariamne, der Schwester des Philippus, die Teil des Teams war.[7] 



Der Kirchenvater Papias von Hierapolis war hier im zweiten Jahrhundert Bischof und erwähnt, dass er die Töchter des Apostel Philippus, der seine letzten Lebensjahre in Hierapolis verbracht haben soll, persönlich gekannt habe und von ihnen über die Apostel hörte[8]

Naq Hammadi, bekannt für seine Bibliothek
mit frühchristlichen Schriften in Sahidisch
Wenn er von den Aposteln im Plural spricht war das 
Bartholomeus auch dabei war, vermutlich ebenso beim vorangehenden Dienst durch Griechenland.[9] Offenbar hielt die Teamgemeinschaft der beiden (sie oben was über Nathanael gekannt war) bis ins spätere Dienstalter. Grund für den Umzug könnte die gute Entwicklung der Gemeinden am nördlichen Schwarzen Meer (der heutigen Ukraine) unter der kundigen Leitung des Apostels Andreas sein, der ungefähr um diese Zeit von seiner letzten Reise in den Norden zurück kam und dann 20 Jahre in einer Höhle im heutigen  Rumänien wohnte. Die Zeiten in Kleinasien waren unruhig, die Irrlehrer der Gnosis waren ausgesprochen aktiv und es brauchte gute Lehrer vor Ort, Leute die Menschen zeigen konnten wie man den «Vater sieht». Paulus war um diese Zeit schon im Gefängnis in Rom oder auf dem Weg dahin.  

Nach einer Tradition hat der Apostel mit seinen Diensten in dieser Zeit auf die junge Kirche in Gallien eingewirkt haben. Dahinter steht nach McBirnie die Auffassung des Bischofs Epiphanius ( 315-407), Bischof von Salamis der darauf bestand, dass der Name Galatia, der römische Name für die Landschaft Phrygien, in dem der Apostel später lebte, müsse mit „Gallien“ übersetzt werden. [10] Polykrates (194 n.Chr.) schreibt: „Philipp, einer der zwölf Apostel, schläft in Hierapolis.“[11]  Auch wenn die literarische Forschung auf dieser Grundlage eine Dienstzeit des Apostels in Frankreich nicht stützt, ist sie nicht ganz ausgeschlossen, da es zwischen der Landschaft Galatia (Phrygia) und Gallien tatsächlich enge historische Verbindungen gegeben hat.
Hierapolis - eine der frühchristlichen Gemeinden Kleinasiens
Die vielen Jahre Nähe zu dem Einflussbereich des Apostels Johannes erklären möglicherweise warum er gerade im Johannesevangelium mehr als in jedem andern Evangelium erwähnt wird. Die Gemeinde Hierapolis erscheint jedenfalls nicht unter den sieben Gemeinden, die in seinem letzten Buch ein besonderes Mahnwort brauchten, obwohl es im gleichen Gebiet lag. Er war offenbar mit den Entwicklungen der Arbeit unter der kundigen Leitungen seines Kollegen und Mitbruders zufrieden.  Der Anhang der «Akte Philippus» bezeugt neben den Reisen gerade auch den letzten wertvollen Dienst des Apostels und sein Martyrium in Hierapolis, 9,6 km nördlich von Laodicea.[12]Das Jahr 81 wird für den mittlerweile 88 Jährigen das letzte Dienstjahr im Lykus Tal. 

Trotz des bereits fortgeschrittenen Alters hatten seine Predigten in nichts an Kraft eingebüsst.

Es war eine solche Predigt, verbunden mit des Heilungsdienst des Apostels, die die Tochter des Prokonsuls von Jesus überzeugte sodass sie sich bekehrte. Das erzürnte ihren Vater so stark, dass er Philipp, Bartholomäus und Mariamne foltern liess. Laut den Akten wurden das Team festgenommen und durch die Strassen zum Schlangentempel geschleift. Wo sie mit den Köpfen abwärts aufgehängt wurden, in die Fersen schlugen sie Nägel und in die Ellenbogen trieben die Folterer eiserne Haken. Mariamne wurden die Kleider vom Leibe gerissen, doch eine Wolke von Feuer soll sie umgeben haben, sodass die Menge sie nicht sehen konnte.  Einige Gläubige versuchten die Freilassung der Apostel zu erreichen. Während Bartholomäus sich befreien liess, so geht der Bericht weiter, weigerte sich Philipp. Er starb am Kreuz. Bartholomäus und Mariamne begruben ihnen an der Stelle und bauten darüber eine Gedenkkirche. Die ganze Stadt bekehrte sich. 

Eine Tradition bringt sogar die Namensänderung  der Stadt von früher Ophiorhymne (Schlangenstadt) auf Hierapolis (Heilige Stadt) mit der Annahme des Evangeliums in Verbindung. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass es eine Predigt des Apostels Philipp war, die das auslöste, da die Stadt zum Zeitpunkt der der Niederschrift des Briefes an die Kolosser bereits diesen Namen hatte (Kol 4,13) und der Apostel Philipp entweder auf dem Weg vom Skythien, nördlich des Schwarzen Meeres in Richtung Griechenland war oder noch dort noch am Gemeindegründen war. Da eine Quelle sagt, er habe auch in Hierapolis 20 Jahre gewirkt und im Jahre 81 den Martyrertod starb, müsste es eine seiner ersten Predigten gewesen sein, die diese Namensänderung bewirkt hatten.[13] Der Brief an die Kolosser muss spätestens vor dem Jahre 60/61, dem Jahr in dem die Stadt Kolossae durch ein Erdbeben zerstört wurde, geschrieben worden sein. 

Doch der gesamte Bericht über das Martyrium in Hierapolis wird von Eusebius von Caesarea (Historia ecclesiastica III 31, 2-3; 24, 2-3), der sich auf Bischof Polykrates von Ephesus beruft, bestätigt. 

Nach einer anderen Tradition soll der Apostel in Hierapolis durch Enthauptung gestorben sein. [14] Über der Grabesstätte wurde ein imposantes Gebäude errichtet, das im 7. Jhd durch ein Erdbeben erschüttert wurde.  Bis heute erinnert es an die gewaltigen Umwälzungen, die einst die gute Botschaft in diese Gebiet brachte, und von hier in alle Richtungen seinen Siegeszug antrat. Seine Begegnung und das Kennenlernen von Jesus, in dem er den „Vater“ sehen konnte erlaubte ihm im jüdisch-griechischen Umfeld einen gesegneten Dienst am Evangelium aufzubauen, der bis heute beispielhaft ist.


[1] de Voragine, Jacobus. "The Golden Legend". catholic-forum.com. Archived from the original on 23 June 2007, Ret. 14. März 2007.
[2] William Steuart McBirnie, The Search for the Twelve Apostles, rev. Ed., Illinois: Tyndale House Publishing, 1973, 94.
[3] Budge, E.A. Wallis, The Contending of the Apostles, London: The British Museum, 1899,1901, und 1935 Ausgaben.
[4] David R. Catchpole: Resurrection People: Studies in the Resurrection Narratives of the Gospels. Smyth & Helwys Publishing, Inc., 2002.
[5] Anna Jameson, Sacred and Legendary Art, vol 1. Boston and New York: Houghton and Mifflin and Co., 1957.
[6] Translated in James M. Robinson, editor, The Nag Hammadi Library (New York: HarperCollins, 1990), pp. 431-437.
[7] Craig A. Blaising, "Philip, Apostle" in The Encyclopedia of Early Christianity, ed. Everett Ferguson (New York: Garland Publishing, 1997).
[8] Eusebius: Hist. Eccl. III. 39.9.
[9]Acts of Philip -- especially Book 8", meta-religion.com, ret. 14. März 2007.
[10] Mary Sharp, A Traveler’ s Guide to Saints in Europe (London: Trinity Press, 1964), 29.
[11] Otto Hophan, The Apostles (London: Sands & Co, 1962), 167.
[12] Schaff, Philip (1885). "Ante-Nicene Fathers, Volume 8". Christian Classics Ethereal Library. Retrieved 14 March 2007
[13] Bei den 20 Jahren Dienst ist auch Kleinasien mitgezählt, andere Traditionen sprechen von 20 Jahren in Skythien allein. Als Todesjahr gilt das Jahr 81. http://orthpedia.de/index.php/Philippus,_hl._Apostel, retr. 1. Mai 2018.
[14] Ebda.


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