Der APOSTEL PETRUS IN DER MISSION |
Apostel Petrus: Anton Raphael Mengs St. Bütten |
(Reihe "Die Apostel in der Mission")
I. Zur Relevanz von Simon Petrus’ Beitrag zur Missionsgeschichte Simon Petrus wurde wahrscheinlich um das Jahr 1 n. Chr. in Galiläa geboren und starb nach der Tradition im Rahmen der neronitischen Christenverfolgung in Rom zwischen 65-67 A.D. Er war nach dem Neuen Testament (NT) nach Andreas der zweite Galiläer, den Jesus von Nazareth in seine Nachfolge berief (Joh. 1, 42). Petrus wird als Leiter des Fischhandelgeschäfts mit Johannes und Jakobus in Bethsaida, Galiläa bald auch der Sprecher des wachsenden Jüngerkreises und später Apostel sein. Er ist der erste, der Jesus als Gottes Sohn bekennt, und der erste, der ihn verleugnet, er ist der zweite (Johannes 20, 3-6) männliche Augenzeuge des Auferstandenen und gilt als einer der Leiter („Säulen“) in der Jerusalemer Urgemeinde. – Die späteren Patriarchate Alexandria, Antiochia, Jerusalem, Babylon (in Chaldäa) und Konstantinopel führen ihre Gründung in einer späteren Phase, als es um Gehör und Rang zwischen den Patriarchaten ging, auf seine Unterstützung zurück. – Die Historizität Simon Petrus’ wird aufgrund übereinstimmender Angaben in den frühesten Textbestandteilen der Evangelien und archäologischen Funde nicht angezweifelt. Das NT überliefert jedoch nur wenige biografische Details über ihn. Spätere Notizen in seinem Namen gelten als Apokryphen und deshalb als ahistorisch. Die Stellung des Simon Petrus zur Missionsgeschichte erwächst aus seinem Hintergrund, seiner Berufung und seiner tiefen Beziehung zu Jesus Christus, sowie mit der vermutlich in Anlehnung an Mt 10, 5-6 formulierten Wiedereinsetzung, die (verlorenen) „Schafe zu weiden“ (Joh. 21, 16). Sein Hauptbeitrag zur Missionsarbeit war offensichtlich nicht so sehr die Leitung der Jerusalemer Gemeinde, sondern der Gemeindebau unter Juden in der Diaspora, wozu er selbst zwei Briefe mit der Darstellung der Gemeinde als dem heiligen Tempel vorstellt, der gebildet aus lebendigen Steinen (1. Pt. 2, 5) sein soll. Außerdem hat er wie wir weiter unten sehen werden, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Johannes Markus "seinem Sohn" (1. Pt. 5, 13b) das Markus Evangelium diktiert. Bei den im 1. Petrusbrief verwendeten Namen für Adressaten wird ihm bei „Babylon“ untergeschoben, er habe damit eine allegorische Formulierung für „Rom“ benutzt, bei allen anderen Adressaten hingegen fragt man nicht nach deren „allegorischer“ Sinngebung. Das ist ein Widerspruch. Wie wir sehen werden, scheint eine entsprechende Art dieser Auslegung erst nach der Verfassung der Johannes Apokalypse um 97 A.D., also 30 Jahre nach Petrus’ Märtytertod, in Frage gekommen zu sein und spielte erst im 2. Jhd und 3. Jhd bei der Primatfrage des Bischofs von Rom gegenüber anderen Patriarchaten eine wichtige Rolle. Wir werden deshalb auch Fragen zur Autorenschaft der beiden Petrusbriefe streifen.
I. Zur Relevanz von Simon Petrus’ Beitrag zur Missionsgeschichte Simon Petrus wurde wahrscheinlich um das Jahr 1 n. Chr. in Galiläa geboren und starb nach der Tradition im Rahmen der neronitischen Christenverfolgung in Rom zwischen 65-67 A.D. Er war nach dem Neuen Testament (NT) nach Andreas der zweite Galiläer, den Jesus von Nazareth in seine Nachfolge berief (Joh. 1, 42). Petrus wird als Leiter des Fischhandelgeschäfts mit Johannes und Jakobus in Bethsaida, Galiläa bald auch der Sprecher des wachsenden Jüngerkreises und später Apostel sein. Er ist der erste, der Jesus als Gottes Sohn bekennt, und der erste, der ihn verleugnet, er ist der zweite (Johannes 20, 3-6) männliche Augenzeuge des Auferstandenen und gilt als einer der Leiter („Säulen“) in der Jerusalemer Urgemeinde. – Die späteren Patriarchate Alexandria, Antiochia, Jerusalem, Babylon (in Chaldäa) und Konstantinopel führen ihre Gründung in einer späteren Phase, als es um Gehör und Rang zwischen den Patriarchaten ging, auf seine Unterstützung zurück. – Die Historizität Simon Petrus’ wird aufgrund übereinstimmender Angaben in den frühesten Textbestandteilen der Evangelien und archäologischen Funde nicht angezweifelt. Das NT überliefert jedoch nur wenige biografische Details über ihn. Spätere Notizen in seinem Namen gelten als Apokryphen und deshalb als ahistorisch. Die Stellung des Simon Petrus zur Missionsgeschichte erwächst aus seinem Hintergrund, seiner Berufung und seiner tiefen Beziehung zu Jesus Christus, sowie mit der vermutlich in Anlehnung an Mt 10, 5-6 formulierten Wiedereinsetzung, die (verlorenen) „Schafe zu weiden“ (Joh. 21, 16). Sein Hauptbeitrag zur Missionsarbeit war offensichtlich nicht so sehr die Leitung der Jerusalemer Gemeinde, sondern der Gemeindebau unter Juden in der Diaspora, wozu er selbst zwei Briefe mit der Darstellung der Gemeinde als dem heiligen Tempel vorstellt, der gebildet aus lebendigen Steinen (1. Pt. 2, 5) sein soll. Außerdem hat er wie wir weiter unten sehen werden, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Johannes Markus "seinem Sohn" (1. Pt. 5, 13b) das Markus Evangelium diktiert. Bei den im 1. Petrusbrief verwendeten Namen für Adressaten wird ihm bei „Babylon“ untergeschoben, er habe damit eine allegorische Formulierung für „Rom“ benutzt, bei allen anderen Adressaten hingegen fragt man nicht nach deren „allegorischer“ Sinngebung. Das ist ein Widerspruch. Wie wir sehen werden, scheint eine entsprechende Art dieser Auslegung erst nach der Verfassung der Johannes Apokalypse um 97 A.D., also 30 Jahre nach Petrus’ Märtytertod, in Frage gekommen zu sein und spielte erst im 2. Jhd und 3. Jhd bei der Primatfrage des Bischofs von Rom gegenüber anderen Patriarchaten eine wichtige Rolle. Wir werden deshalb auch Fragen zur Autorenschaft der beiden Petrusbriefe streifen.
II. Simon Petrus’
Hintergrund und seine Stellung zur Missionsgeschichte
In diesem Abschnitt geht es um die Grundzüge der Beziehung von Simon
Petrus zu Jesus Christus, die bei seiner Berufung und der Ausführung seiner
Lebensmission einwirkten.
1. Sein Leben vor der Jüngerschaft mit
Rabbi Jesus Seine Anfänge waren bescheiden. Sein Name hieß ursprünglich Simon.
Jesus war derjenige, der ihn auf „Petros“ (Stein) änderte und ihm versprach
dass er auf ihm, Christus, dem Felsen (in Griechisch steht dazu „petra“) seine
Gemeinde bauen wird. Den hebräischen Namen „Kephas“ verstand er wie wir seinen
Briefen entnehmen als Berufung, ein bedeutsamer „Fels“ oder großer Stein im Bau
des geistlichen Tempels zu sein, dessen Grundstein Jesus ist (1. Pt 2, 6-8). Er
war wie sein Bruder Andreas ein Fischer und verheiratet. Die Brüder kamen aus
dem Dorf Bethsaida (Joh. 1, 43 ;12, 21). Wie sein Bruder gehörte er zu den
Anhängern des Johannes, des Täufers. Vor seiner Berufung lebte er in den Banden
der Sünde. In der Tat, er schämte sich in der Gegenwart von Jesus Christus seiner
Sündhaftigkeit (Lukas 5, 6-8). Er fand über seinen Bruder zu ihm und war willig
zu folgen (Lukas 5, 9-11). Das bedeutete das Geschäft, d.h. alle Fischerboote,
die Fischernetze, und alle Zubehörteile, ja seine bisherige Existenzgrundlage
zu verlassen und Jünger des Rabbi Jesus und wie er glaubte des Messias zu
werden und neu anzufangen.
2. Sein Leben mit Rabbi Jesus Simon Petrus ist der zweite nach Andreas, der Jesus als Messias bekannte
(Mk 8, 29; Lk 9, 20; Mt 16, 16-17). Als Jesus ihn rief, wusste er, das kam von
Gott, und fühlte sich in Jesu Gegenwart unwürdig (Lk 5, 6-8). Trotzdem zögerte
Jesus nicht und sagte Petrus und Andreas zu, er werde sie zu
"Menschenfischern" machen (Mk 1, 17). Petrus war kühn, aber leider
nicht immer im richtigen Moment. Mal tadelte er sogar den Herrn, er solle auf
keinen Fall nach Jerusalem gehen (Mt 16, 21-22). Ein anderes Mal war er bereit,
für Jesus zu sterben, und zog sein Schwert (Mk 14,47), bei der Festnahme
und Verurteilung von Jesus, dann will er Jesus nicht kennen (Mt. 26,
69-75). Jesus liebte die Jünger. Petrus war Augenzeuge bei vielen Wundern, die
Jesus getan hatte, und auch Zeuge der Verklärung Jesu auf dem Berg in der
Begegnung mit Mose und Elia (Mt.17, 1-9) gewesen. Das alles bereitete
ihn für den nächsten Schritt vor.
3. Vom Jünger zum Apostel des Rabbi Jesus Ein Jünger ist im jüdischen Kontext ein Schüler und Lernender eines
Rabbi. Ein Jesusnachfolger und Schüler, das ist es, was die meisten Christen
heute eigentlich sind. Ein Apostel ist im weiteren Sinne ein Gesandter, um das
Evangelium von Jesus Christus an anderen Orten und in andern Kulturen zu
verkündigen. Der erste persönliche Befehl zur Sendung an die Jünger steht in Mt.
10, 5-6, wo Jesus seinen 12 Jüngern den Befehl erteilt: „Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt
der Samariter; geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen Israels.“ Hier fand die erste und eigentliche Sendung statt, die nur den 12
Jüngern galt. Hier wurden sie zu Gesandten, zu Aposteln (apostello bedeutet senden). Diesem Auftrag blieb der Apostel Petrus
bis zu Ende treu, wie wir in seinen Briefen sehen. Der Missionsbefehl, der allen Christen gilt, kam erst später, nachdem
Rabbi Jesus ihnen mehr zu den letzten Dingen gesagt hatte (Mt 24). Er gibt
diesen Befehl nach seiner Auferstehung und vor seiner Himmelfahrt. (Mt.
28, 18-20; Apg. 1, 6-9). Die Bezeichnung "Apostel" wurde erst nach
der Himmelfahrt Christi (Apg 1), eingeführt, nachdem Christus zur Rechten des
Vaters aufgefahren war. Er sandte sie aus, um für ihn und in seiner Kraft und
der seiner Geistes bis an alle Enden der Erde zu gehen, um das Evangelium vom
Reich Gottes sowie der Versöhnung durch seinen Versöhnungstod zu verkündigen.
Der Apostel Petrus war der erste der Apostel, der am Pfingstfest nach dem
Kommen des Heiligen Geistes das Wort ergriff und danach auch die Tür zur
Heidenmission aufstieß. (Apg. 10) Er war einer der wagemutigsten
Apostel.
4. Das Evangelium von Markus und die
Autorenschaft des Simon Petrus Die Kanonsgeschichte sieht die inhaltliche Autorenschaft des
Markusevangelium durch Petrus als erwiesen an. Es ist knapp gefasst, in
einfachem Griechisch geschrieben und umgeht die sonst für traditionelle Juden
wichtigen Ahnenlisten und die Benutzung speziell jüdischer Begriffe. Es ist für
eine Leserschaft in der Diaspora geschrieben, dem Arbeitsfeld des Petrus.
Gleichzeitig enthält das Markusevangelium die feinen Details eines Augenzeugen
und Insiders. Johannes Markus, der Schreiber, gehörte zum Kreis der 70 Jünger,
war selbst aber kein Apostel. Nachdem Paulus ihn nicht weiter wollte, ging er
mit Barnabas zuerst nach Zypern und kam danach nach Jerusalem (Apg. 15,
35-39). Petrus könnte mit ihm von dort erstmals zwischen 45-49 A.D. zu einer
ersten Reise zu den „verlorenen Schafen Israels“ in Babylon gewesen sein. Vor
dem Apostelkonzil im Jahre 49 A.D. war er dann wieder zurück. Es gibt kaum
Zweifel, dass die Arbeit von Johannes Markus und seinem Evangelium, dessen
Entstehung spätestens um 62 A.D. angesetzt wird, die Geschichte und Aufzeichnungen
enthält, wie sie von Simon Petrus erlebt und erfahren wurden. Dies wird
erkennbar an den sehr persönlichen und detaillierten Beschreibungen, bei denen
Johannes Markus gar nicht dabei gewesen sein konnte. Dazu kommen Erzählungen
von Erlebnissen, bei denen Petrus, Johannes und Jakobus mit Jesus allein waren,
wie bei der Verklärung, und sich die Geschichte wie in der 1. Person erzählt
liest.
5. Die Frage eines Romaufenthalts des
Apostels Petrus Die späteren Patriarchate von Alexandria, Antiochia und Rom, später auch
Jerusalem und Konstantinopel, führten ihre Gründung meist indirekt auf Petrus
zurück. Da das NT kein bischöfliches Primat oder oberste Lehrautorität
unterstützt, müssen dahingehende Aussagen für die theologische Diskussion als
irrelevant gelten. Im Falle des Petrus widerspricht die etwa einjährige
Lehrtätigkeit des Paulus in Antiochia (Apg 13,16 ff.) und sein dortiger
Konflikt mit Petrus (Gal 2,1–14) dessen angeblicher Führungsfähigkeit und -amt
in der Gemeinde von Antiochia. Irenäus von Lyon (um 135–202) berichtet, die Apostel
hätten die Kirche in der ganzen Welt „gegründet und festgesetzt“.[1]Um diese
Zeit wurde die schon bestehende Tradition eines Romaufenthalts von Petrus
erweitert zu der Ansicht, er habe die Gemeinde in Rom als Bischof gegründet und
geleitet. Dies ist ahistorisch, weil Petrus damals noch in Jerusalem wirkte,
als Paulus nach Apg 18,1 in Korinth Christen aus Rom traf (um 50). Demnach
bestand dort bereits eine von keinem der beiden gegründete christliche
Gemeinde, die eher durch Bekehrte an Pfingsten als durch die Reisetätigkeit von
Aposteln entstanden war. Wenn Petrus aber Bischof von Rom gewesen sein soll,
muss er irgendwann man als solcher dort gelebt und in dieser Funktion erkennbar
gewesen sein. Deshalb wurde die Auslegung von „Babylon“ als einem Codewort für
„Rom“ wichtig und müssen wir dem weiter unten noch nachgehen. Der römisch
katholische Primatsanspruch des Bischofs von Rom über die anderen Bischöfe, der
sich vom N.T. und den Briefen des Petrus nicht legitimieren lässt, konnte nur
über „Korrekturen“ in der Auslegung gewisser Bibelstellen biblischer
dargestellt werden. Die Römisch Katholische Kirche (RKK), die erst ab 413 A.D.
legitim als vierte Tradition neben der Syrischen, der Griechischen und
Koptischen Kirche Anerkennung erhielt, führt den Primatsanspruch des Papsttums
über die Gesamtkirche auf eine theologische und philologische Umdeutung von Mt
16, 18-19 (Petros = statt als Stein mit dem nachher zitierten Petra = „Fels“
gleichgesetzt) und die Annahme zurück, Christus habe Petrus und dieser den
Bischöfen von Rom einen Vorrang gegeben. Das lehnen
alle anderen Kirchen strikt ab, die Jesus Christus als den Felsen und Petrus
als wichtigen Stein im weltweiten Bau seines Tempels sehen. Die
altorientalischen, orthodoxen, altkatholischen und anglikanischen Kirchen
verehren ihn aber als Heiligen. Die evangelischen Kirchen erinnern mit einem
Gedenktag an ihn. Die
Kirchenväter zogen es sicher im Interesse der Einheit der römischen Kirche in
Zeiten solcher Verfolgung vor, damit im Zusammenhang entstehende
Ungereimtheiten gegenüber dogmatischen Fragen in Kauf zu nehmen, um ein
Auseinanderbrechen der Einheit zu verhindern.
6. Des Apostels Abschluss in Rom Über
das „ehrenvolle Ende“ ist leider nichts sicheres bekannt. Petrus selbst erklärt
öfter seine Bereitschaft dazu (Lk 12,33; Joh 13,37). Aber nur Joh
21,18 f. deutet sein besonderes Ende an und setzt das Wissen darüber
voraus: „Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest
gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände
ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht
willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen
würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!“ Joachim Gnilka
deutet das Gürten als Fesseln der ausgestreckten Hände und das Führen –
wörtlich „schleppen“ – an den unerwünschten Ort als Gang eines an ein Querholz
Gefesselten zur Kreuzigung. Denn auch Jesu Kreuzestod werde im
Johannesevangelium als Verherrlichung gedeutet, so dass die Ankündigung (Joh
13,36) und mehrfache Aufforderung zur Nachfolge (Joh 21,19.22) sich auf ein
gleichartiges Martyrium beziehe.[2] Gemäß den Kirchenhistorikern
Tertullian, Origenes und Eusebius soll Petrus ausgestreckt mit seinen Händen in
einem Gefängnis in eine Tracht gekleidet worden und nach der Tradition mit dem
Kopf nach unten gekreuzigt worden sein, weil er fühlte, er war unwürdig, so wie
der Herr Jesus Christus gekreuzigt zu werden. Der Erste Clemensbrief, der nach
überwiegender Ansicht 90 bis 100 während der Regentschaft Kaiser Domitians in
Rom entstand, stellt in Kapitel 5 und 6 das vorbildliche Leiden des Petrus und
Paulus heraus, dem viele Christen gefolgt seien: „Wegen
Eifersucht und Neid sind die größten und gerechtesten Säulen verfolgt worden
und haben bis zum Tode gekämpft. […] Petrus, der wegen ungerechtfertigter
Eifersucht nicht eine und nicht zwei, sondern viele Mühen erduldet hat und der
so – nachdem er Zeugnis abgelegt hatte – gelangt ist an den (ihm) gebührenden
Ort der Herrlichkeit.“ Das
deutet erstmals einen gewaltsamen Tod des Petrus in Rom an, ohne dessen genauen
Ort und die Umstände zu nennen. „Zeugnis ablegen“ und dann „zur Herrlichkeit
gelangen“ waren typische Motive judenchristlicher Märtyrertheologie. Die Notiz
erscheint als Rückblick des Bischofs Clemens von Rom. Da es vor Domitian keine
gesamtstaatlichen Christenverfolgungen gab, wird sie meist auf die auf Rom
begrenzte Verfolgung unter Nero im Jahr 64 bezogen. Der katholische
Neutestamentler Joachim von Gnilka sieht im Briefkontext folgende Angaben von
einer „großen Menge Auserwählter“, darunter Frauen, und deren „grausamen und
abscheulichen Misshandlungen“ als Detailkenntnisse von Augenzeugen und schließt
daraus auf eine lokale Überlieferung von der neronischen Verfolgung.[3] Dieser
Rückschluss muss nicht unbedingt zutreffen. - Doch
es geschah nach Tacitus (Annales 15, 38–44) als plötzliche Reaktion auf
Bevölkerungszorn wegen des damaligen
Großbrands in Rom, ohne Gerichtsverfahren und meist nicht als
langwieriges Kreuzigen, sondern Ausliefern der Christen an Raubtiere,
Verbrennen bei lebendigem Leib oder Ertränken. Erst danach soll Nero nach
Sulpicius Severus Gesetze gegen die Christen in Rom erlassen und ihren Glauben
verboten haben. Da Clemens als Motiv „Eifersucht und Neid“ und „viele Mühen“
nennt und Petrus Paulus zur Seite stellt, der als römischer Bürger rechtmäßig
an den Kaiser appelliert hatte und ein Einzelverfahren erhielt, nehmen manche
Forscher eher eine spätere Hinrichtung des Petrus um 67 an.[4] Die Aussage, Petrus
sei auf eigenen Wunsch mit dem Kopf nach unten gekreuzigt worden, erscheint
erstmals in den apokryphen Petrusakten im 2. Jahrhundert, muss also wegen
dieses späten Datums nicht zutreffend sein. [5] Aus einem einst
selbstsicher auftretenden Fischer war ein bescheidener, bereiter und gehorsamer
Diener des Herrn bis in den Tod geworden. Er freute sich an dem Tag seines
Todes, zu wissen, dass er mit seinem geliebten Erlöser vereint sein würde. Er
lebte 65-66 Jahre - davon waren seine letzten vierzig der missionarischen
Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus und dem Gemeindebau in der
Diaspora gewidmet. Im Alten Testament war die Zahl 40 immer verbunden mit einer
Reihe von Prüfungen - und geprüft worden war er. Die bescheidenen Fischer von
damals waren mächtige Menschenfischer geworden, die den gesamten Erdkreis
erregt hatten und erlebt hatten wie das Evangelium von Jesus Christus die Welt
umgestaltete. Dazu hatten auch das Evangelium nach Markus (von Johannes
Markus geschrieben), die
Apostelgeschichte, die beiden Briefe des Petrus und die bekehrten christlichen
Diaspora-Gemeinden in Mesopotamien, Kleinasien, Kaukasus, Spanien, Ägypten und
Rom.[6]
III. Simon Petrus und
die Diskussion um das Babylon in I. Petrus 5,13 „Es
grüßt euch die Miterwählte in Babylon und Markus, mein Sohn. Grüßt einander mit
dem Kuß der Liebe.“
Die Reise nach Babylon |
Dies ist der beliebteste
Beweis-Text den römische Katholiken verwenden, um dem Apostel Petrus einen
Wohnsitz in Rom zu geben. Zum Beispiel kann die katholische Enzyklopädie behaupten:
"Der 1. Petrusbrief wurde zweifellos von Rom geschrieben ... Warum? Die
katholische Antwort ist einfach: " „Babylon“ ist ein Code-Wort für Rom."
Wirklich? Was aber ist die biblische
Grundlage für diese Interpretation? Gibt es eine unfehlbare
"Tradition", die diese Informationen über Verwendung von "Codewörtern"
beim Apostel Petrus gibt? Unten einige Stimmen die in der Regel Katholiken nicht
hören.
1. Von Babylon geschrieben (Albert Barnes) Daraus wird
deutlich, dass es in Babylon geschrieben wurde, aber es gibt über den Platz
Babylon noch kleine Meinungsverschiedenheiten ... Normalerweise wenn die
Apostel an ihre Kirchen einen Brief schickten, dann immer mit den realen... Es
wäre unvereinbar mit der Würde eines Apostels und äußerst außergewöhnlich, auch
bei einem anderen seriösen Schriftsteller, damit im Zusammenhang einen
Spitznamen zu nennen, wenn tatsächlich Rom damit gemeint war... Wenn Rom
gemeint war, wäre es der Kirche gegenüber, die er grüßen wollte, kaum respektvoll, es mit diesen Worten zu
tun: „Es grüßt euch die Miterwählte in Babylon.“ Der Apostel Petrus erwähnt die
Kirche mit Respekt und Freundlichkeit; wenn er aber den Begriff „Babylon“ gebraucht
hätte, wäre das automatisch mit Verdorbenheit und niedriger Moral in der Kirche
verbunden worden. Das Zeugnis
der Kirchenväter kennt keine solche Sichtweise
von der Gemeinde in Rom. Nach allem was wir aus historischen Quellen wissen,
sind wir auf sicherem Boden, wenn wir das Word Babylon mit dem historischen
Babylon und nicht mit einem figurativen Babylon interpretieren. "[7]
2. Keine Tradition für diesen Gebrauch (Believer's Bible Commentary) "Es ist unmöglich, mit Sicherheit, zu sagen was hier gemeint ist. „Es grüßt euch die Miterwählte in Babylon.“ [8] Aber: "Es gibt keinen Beweis dafür, dass Rom jemals Babylon genannt wurde, erst nach dem Schreiben des Buches der Offenbarung in 90-96 A.D., viele Jahre nach des Apostels Tod. [9]
3. Fünf weitere Gründe gegen "Rom" (Believer's Study Bible) "Der Apostel
Petrus spielt wohl auf das Babylon am Euphrat an, einem Teil dieser östlichen Welt, wo er lebte
und seine Arbeit tat, nicht Rom (mit
Babylon als eine kryptisches Wort verwendet). Dafür gibt es folgende
Beweise:
(1) Rom wurde vor
dem Schreiben der Offenbarung nie so genannt.
(2) Des Apostels
Schreibstil ist nicht apokalyptisch. Im Gegenteil, Peter ist ein Mann der ebenen Rede, fast stumpf, der eher solche
mystischen Anspielungen in seine persönlichen Erklärungen und seinen letzten
Gruß nicht einwerfen würde.
(3) Babylon nicht
mehr kryptische als Pontus, Asien oder die anderen Orte des Briefes,
wenn Petrus die Auserwählten in Babylon grüßt, die Juden in der Zerstreuung in
Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien.
(4) Babylon, war
weniger die große Weltstadt in der Zeit des großen Petrus, sondern eine Kolonie
von Menschen, überwiegend Juden, von denen der Apostel viele für Christus
gewinnen konnte.
(5) Eine
Untersuchung der Chronologie von Peters Reisen plädiert für das Babylon am
Euphrat.
4. Petrus arbeitete unter den "verlorenen Schafen Israels" (Lorraine Böttner)
"... Während
die Arbeit des Apostels Paulus in erster Linie unter den Heiden war,
konzentrierte such der Apostel Petrus vor allem auf die Juden, die im Exil in
Kleinasien waren, "zu den Auserwählten, die Fremdlinge in der Zerstreuung
in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien sind" (I Petrus 1,
1), und die er auf seinen Reisen, die ihn weit in den Osten bis nach Babylon
brachten, wo er vermutlich seinen ersten Brief schrieb und später seinen
zweiten). Das drückt sich aus in seinem Gruß (1. Pt 5, 13). Weil die meisten
der Paulusbriefe an Gemeinden gingen, die er missioniert hatte, schrieb der
Apostel Petrus an die vom ihm betreuten jüdischen Brüder, die er zum Glauben
geführt hatte, und die in diesen Provinzen verstreut waren. Es gibt überhaupt
keine biblischen Beweise, dass der Apostel Petrus je nach Westen, z.B. nach Rom
ging, aber hier ist eine einfache Aussage der Heiligen Schrift, die zeigt, dass
er nach Osten, nach Babylon gegangen war. Lorraine fragt sich: Warum kann die
Römisch Katholische Kirche diese Aussage nicht annehmen? Man braucht Petrus in
Rom und deshalb muss Babylon einfach als allegorisches „Codewort“ ausgelegt
werden, damit es Rom bedeutet! Aber es gibt keinen
Grund zu behaupten, dass "Babylon" für "Rom" steht. Das
Argument, in der Offenbarung würde es auch so gebraucht, trifft auf den 1.
Petrusbrief nicht zu, wo Rom bildlich mit Babylon bezeichnet wird. (Offenbarung
17, 5; 18, 2). Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen einem
apokalyptischen Buch wie dem der Offenbarung, das zum größten Teil in
figurativer und symbolischer Sprache geschrieben ist, und einem einfachen Brief
wie diesem. Es ist bekannt, dass es zur Zeit des Neuen Testaments viele Juden
in Babylon gab. Viele waren nach dem Exil von dort nicht zurück nach Palästina
gekehrt. Andere wiederum wohnten in Kleinasien und Ägypten und waren vertrieben
worden. Josephus sagt, es gab Juden die gaben "Hyrkanos, dem Hohepriester,
eine Wohnung in Babylon, wo es Juden in großer Zahl" gab (Altertümer, Buch
XV, Kap. II, 2). Der Dienst des Apostels brachte ihn zu diesen Plätzen und
Orten, wo sie in grosser Zahl auf das Evangelium warteten (Roman Catholicism,
120).
5. Martin Luther, Johannes Calvin: Eine allegorische Auslegung ist nicht zulässig Er
lehnt die allegorische Auslegung der Römisch Katholischen Kirche ab mit den
Worten: "Es gibt jedoch keinen Grund, den ich sehe, an der wörtlich
Bedeutung von Babylon zu zweifeln. " [10] Im folgenden unterstützen die Beiträge zum
Thema die oben ausgeführten Positionen, selbst Martin Luther plädiert für die
wörtliche versus allegorischer Auslegung des Begriffs „Babylon“ in 1. Pt
5, 13 und fügt dazu: „Aber Rom wird nur in einem spirituellen Sinn Babylon
genannt .“ Es ist klar, dass es hier um einen geographischen Begriff geht, denn
Luther geht weiter: „In dieser Stadt, sagt Petrus, hat eine Versammlung
stattgefunden. Diese Menschen sind Christen. Ihnen senden sie ihre Grüße. Aber
ich bin bereit, hier alle Freiheit zu geben, diesen Vers zu interpretieren, wie
er will, denn er ist nicht lebenswichtig." Diese Menschen sind
Christen. Ihnen senden Sie ihre Grüße. Aber ich bin bereit, hier alle Freiheit
zu geben, diesen Vers zu interpretieren, wie er will, denn er ist nicht
lebenswichtig." [11]
6. In Babylon gab es mehr Juden als in Rom (Adam Clarke and Andrew Fausset) Adam Clarke stimmt der Auffassung zu, dass viele alten
kirchlichen Ausleger dem Wort Babylon eine mystische Bedeutung zugeschrieben
haben, doch obwohl die griechischen und lateinischen Väter allgemein darunter
Rom verstanden, verstanden die syrischen und arabischen Ausleger es immer wörtlich,
als Bezeichnung für eine Stadt im Osten und fügt dazu, wenn es um eine Meinung
in dieser Frage geht hat die orientalische Kirche mindestens soviel Autorität
wie die westliche." (Commentary Notes on 1 Peter). Andrew R.Fausset fügt
dazu in Babylon hätten im Vergleich zu Rom mehr Juden gelebt und dass schon an
Pfingsten viele von dort gekommen waren. (JOSEPHUS [Antiquitäten, 15.2.2;
23.12] , Commentary on 1Peter). Denen half der Apostel Petrus persönlich.
7. Gruss aus einer orientalischen Gemeinde (Matthew Henry) Matthew Henry
schreibt: "Der Apostel Petrus schließt mit Begrüßungen und einem
feierlichen Segen. Beachten Sie, 1. Petrus, dass in Babylon in Assyrien,
als er diesen Brief schrieb (wohin er reiste, als Apostel der Beschneidung, um
diese Kirche, die die wichtigste Ansammlung in der Zerstreuung war zu besuchen)
und sendet im Namen dieser christlichen Gemeinde Grüße an die anderen
Gemeinden, an die er schrieb (V. 13), um ihnen mitzuteilen, Gott habe in
Babylon Christen erwählt seine Gemeinde zu sein und mit Teilhaber am
ewigen Heil in Christus Jesus zu sein mit allen anderen gläubigen Christen (Kp
1, 2). Bei diesem Gruß erwähnt er besonders Markus, den Evangelisten, seinen
„Sohn, im geistigen Sinne, gezeugt von ihm zum Christentum.“[12]
8. Die Diskussion um zwei verschiedene Babylon Dazu schreibt D. M. Howard: "Wenn das Babylon, von dem
Petrus schrieb (1 Pt 5,13) das Babylon am Euphrat war, statt einer symbolischen
Beschreibung von Rom, dann war Babylon im ersten Jahrhundert auch
evangelisiert." [13] "Der Ort des Schreibens im 1.Petrusbrief war zweifellos Babylon am Euphrat (1Pe 5,13).
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass inmitten der Schilderung von faktischer
Information plötzlich die symbolische Sprache der Prophetie (nämlich
"Babylon" für Rom) verwendet worden sein soll. JOSEPHUS besagt[14], dass
es eine große Menge der Juden in der chaldäischen Stadt Babylon gab. Einige haben „Babylon“ könnte auch Ägypten
meinen, denn der Evangelist Markus arbeitete nachher in und um Alexandria, nach
des Apostels Tod. Doch nirgends in der Schrift finden wir die Rede von einem
Babylon in Ägypten. Im COSMOS INDISCOPLEUSTES des 6th Jhd galt Babylon als Stadt außerhalb des Römischen Reiches.
Silvanus, des Apostels Paulus’ Begleiter war der Postbote des Briefes.[15] Michaelis äußert sich folgendermaßen: Ausleger sind im
Hinblick auf die Bedeutung des Wortes Babylon geteilter Meinung, einige betonen
die wörtliche und eigentliche Bedeutung, andere interpretieren „Babylon“
figurativ und mystisch. Unter den letzteren Befürwortern sind viele Männer,
deren Lerneifer, Fähigkeiten und Autorität ich in jüngeren Jahren meines Lebens
bewunderte und die mich deshalb in die Irre führten; denn heute, wenn ich die
Frage unparteiisch untersuche, scheint es mir sehr außergewöhnlich, dass, wenn
ein Apostel seinem Brief aus Babylon schreibt, jeder Kommentator dieser Aussage
eine mystische Bedeutung beimisst, statt sie im wörtlichen und eigentlichen
Sinne anzunehmen.
IV: Simon Petrus und die Juden im mesopotamischen Babylon (bis 70 n.Chr.)
1. Die ursprüngliche jüdische Gemeinde Der folgende
Artikel wird mit Genehmigung aus dem historischen Atlas des jüdischen Volkes
(von Eli Barnavi bearbeitet) nachgedruckt und bei ist Schocken Books
veröffentlicht. Lange nachdem die antike Stadt Babylon und das Reich Babylon
aufgehört hatten zu existieren, nutzten die Juden weiterhin den Namen
"Babel" als Bezeichnung für Mesopotamien, das "Land der beiden
Flüsse." In der Tat, die babylonische Diaspora glich keiner anderen. Durch
ihr Alter und die Tatsache, dass Babylon die einzige große jüdische Gemeinde
außerhalb des Römischen Reiches war, blieb es eine Welt für sich. Da sich
mesopotamisches Judentum nie durch die verführerischen und sehr
assimilativen Einflüsse der
griechisch-römischen Zivilisation verändern ließ, erhielten sich seine eigenen
ursprünglichen Formen des gesellschaftlichen Lebens und autonomen
Institutionen.
2. Abraham schlief in Babylon Die Wurzeln der
babylonischen Gemeinde sind sehr alt, sie gehen zurück, bis zur biblischen Zeit
der Deportationen aus dem Land Israel, die beide vor und nach der Zerstörung
des Ersten Tempels (586) stattfanden. Als sie wuchs und gedieh, neigte die
Gemeinschaft dazu, ihr Alter zu betonen. Es gab in Babylon eine eigene Version
des Talmud sowie eine Art "Lokalpatriotismus". War nicht Abraham, der
Vater der Nation hier "jenseits des Flusses" (Euphrat) geboren? Waren
nicht Euphrat und Tigris die beiden Flüsse, des Gartens Eden (Genesis 2,
14)? Die Juden in Babylonien hielten
sich daher für die Aristokratie des jüdischen Volkes. Auch das Land
Mesopotamien hatte für sie eine Aura der Heiligkeit, es war das zweite nach
Israel, natürlich, aber heiliger als alle anderen Länder. [16]
3. Unter der
Herrschaft der Seleukiden und Parther bis Josephus Flavius Die Geschichte der
jüdischen Gemeinde im ersten Jahrtausend ihres Bestehens bleibt dunkel. Nach
der Eroberung des hellenistischen Ostens, kamen die Juden von Babylon,
wie ihre Brüder in Palästina unter die Herrschaft der Seleukiden. Ab dem 3.-2.
Jht v. Chr. dann waren sie unter der Herrschaft der Arsacid Parther. Das ganze
Partherreich war ein loser Zusammenschluss von feudalen Fürstentümern und für
sie eine bequeme Struktur, so lange sie ihre Unterstützung in Zeiten des
Krieges gaben. Von den Juden dort
ist aus der Feder des Josephus Flavius folgendes bekannt: Die Juden in
Babylon waren „sehr zahlreich und ihre Brüder in Judäa suchte ihre Hilfe
während der Vorbereitung ihrer Revolte gegen Rom.“ Der römische Historiker
erwähnt auch zwei Episoden, die er wahrscheinlich aus literarischen Fragmente
gelernt hatte: das Abenteuer zweier Brüder aus Nechardea, die eine Art Räuberstaat in der Nähe der Stadt Seleucia
gegründet hatten, und die berühmte Bekehrung des Königs von Adiabene zum
Judentum. Die jüdische
Gemeinde in Babylon war strategisch der ideale Platz, um das Evangelium in die
alten jüdischen Zentren zu bringen, und die Beziehungen dorthin waren
spätestens seit Pfingsten schon da.
V. Zusammenfassung: Das NT beschreibt
weder eine Romreise des Petrus noch dass er dort sicher gestorben ist. Zwar
sagt Jesus in der synoptischen Tradition (u. a. Mk 10, 39; 13, 9–13) allen
Jüngern Verfolgung und Tod voraus. Aller Wahrscheinlichkeit nach stimmen die
Aussagen aus dem 2. Jht von Petri Märtyrertod in Rom. Wo dieser stattfand, sagt
das NT nicht. Zu einer Romreise des Petrus nach dem Apostelkonzil macht das NT
keine Angaben. - Paulus weist im Römerbrief (um 56–60) schon auf römische
Verfolgung der dortigen Christen hin (Röm 12) und grüßt einige von ihnen
namentlich; der Name Petrus fehlt. Die Apostelgeschichte war als
periodisierende Missionsgeschichte nicht an lückenloser Chronologie
interessiert, stellt aber den Übergang von der Judenmission der Jerusalemer
Apostel zur Heidenmission des Paulus dar. Sie berichtet zuletzt über des
Apostel Paulus ungehinderte Missionstätigkeit in Rom (Apg 28, 17–31). Der
Autor, so urteilen historisch-kritische Neutestamentler, hätte eine Anwesenheit
des Petrus dort sicher vermerkt. Das Wort Babylon
aus 1. Pt 5, 13 auf Rom umzuinterpretieren scheint auf den ersten Blick einen
Aufenthalt Petri in Rom zuzulassen, doch war diese Auslegung nie bei den
anderen Kirchen anerkannt. Es wurde ihm apostolische Autorität aber Rom nicht
das bischöfliche Primat über die anderen Patriarchate zugestanden. – Man
scheint im Zuge der späteren Bestrebungen das aber doch zu wollen 1. Pt 5, 13
trotz obiger Einwände herangezogen zu haben, um die Primatstellung Roms besser
zu begründen. Auch wenn wir aus
kirchenpolitischer Sicht für dieses Zugeständnis Verständnis haben können,
ändert sich an den Fakten nichts und sollte man den missionsgeschichtlichen
Beitrag des Apostels Petrus in der arabischen Welt des 1. Jht im Zweistromland
in einer Zeit der Globalisierung und des Bedürfnisses Brücken für das
Evangelium in anderen Kulturen zu finden, schon wegen unseren orientalischen
Geschwistern mehr würdigen. – Simon Petrus war seiner Berufung zu den
„verlorenen Schafen Israels“ ausgerechnet in einer seiner Hochburgen mehr als
gerecht geworden und hat mit seiner Ekklesiologie, Eschatologie und Ethik am
deutlichsten von allen Aposteln Spuren der Einbettung von Jesu Lehre in
orientalische Kultur und für den Gemeindebau hinterlassen.
[1] Adversus Haereses III.
[2] Joachim
Gnilka: Petrus und Rom, 2002, 110.
[3] Joachim
Gnilka: Petrus und Rom, 2002, 117.
[4] Stanislas
Dockx, Chronologie zum Leben des Heiligen Petrus, in: Carsten Peter
Thiede: Das Petrusbild in der neueren Forschung, 1987, 101.
[5] Joachim
Gnilka: Petrus und Rom, 2002, 111, Anm. 6.
[6] www.whatchristianswanttoknow.com/ ,
(2015.4). „Apostle-Peter-Biography-Timeline-Life-and Death“, (2015.3).
[7] Albert Barnes, Notes on
the Bible. Introductory comments on 1 Peter.
[8] MacDonald, W., & Farstad,
A. Believers Bible Commentary: Old and New Testament (1 Pe 5,13)
[9] Believers Bible Commentary, elektronische Ausgabe 1991 von der
Criswell Zentrum für Bibelstudium, Hinweis auf 1. Petrus 5.13.
[10] Calvins Kommentar zum 1. Petrus Einführung .
[11] LW 30:
144.
[12] 1 Pe
5,10) Matthew Henry’s Commentary, On the
whole Bible (Peabody: Hendrickson elektronische Ausgabe der vollständigen
und ungekürzten Ausgabe).
[13] Howard,
DM Eine Einführung in das Alte Testament
historischen Bücher, elektronische Version (Chicago: Moody Press, 1997, c1993).
[14] Antiquitäten,
15.2.2; 3.1.
[15] Robert Jamieson, AR Fausset und David Brown, Commentary Critical and Explanatory on the
Whole Bible (1871) .
[16] http://www.myjewishlearning.com/history/Ancient_and_Medieval_History/539_BCE-632_CE/The_Diaspora/Babylon.shtml.
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