DIE APOSTEL IN MISSION (Reihe "Die Apostel in der Mission")
Das ist der erste Beitrag zur Forschungsreihe "Der Beitrag der Apostel zur Missionsgeschichte" (Edition und Forschung: Dr. Alain Haudenschild) Wir haben den Messias gefunden! – Mit diesen Worten wird uns die Person des Andreas erstmals bekannt gemacht. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden« – was übersetzt ist: Christus. Und er führte ihn zu Jesus. (Johannes 1,40-42). In einer Zeit, die nach Orientierung sucht gewinnt das ermutigende Beispiel des Andreas und wie er Jesus nachfolgte ganz neu an Bedeutung.
Das ist der erste Beitrag zur Forschungsreihe "Der Beitrag der Apostel zur Missionsgeschichte" (Edition und Forschung: Dr. Alain Haudenschild) Wir haben den Messias gefunden! – Mit diesen Worten wird uns die Person des Andreas erstmals bekannt gemacht. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen eigenen Bruder Simon und spricht zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden« – was übersetzt ist: Christus. Und er führte ihn zu Jesus. (Johannes 1,40-42). In einer Zeit, die nach Orientierung sucht gewinnt das ermutigende Beispiel des Andreas und wie er Jesus nachfolgte ganz neu an Bedeutung.
I. DER HINTERGRUND
Petrus und Andreas stammten ursprünglich aus dem Dorf Betsaida
(Joh 1,44) in Galiläa Irgendwann zogen
die beiden Brüder in die größere Stadt Kapernaum in der Nähe ihres Heimatorts.
In Kapernaum besaßen Petrus und Andreas ein gemeinsames Haus (Mk 1,29) und
einen Fischereibetrieb. Kapernaum war ein besonders günstiger Standort, da es
am Nordufer des Sees von Galiläa lag (das für großen Fischreichtum bekannt war).
Zudem kreuzten sich bei dieser Stadt wichtige Handelsrouten.
Wahrscheinlich waren Petrus und Andreas lebenslange Gefährten
der anderen beiden Fischer aus Kapernaum – dem Brüderpaar Jakobus und Johannes,
den Söhnen des Zebedäus. Noch bevor sie Jesus trafen, teilten diese Vier
anscheinend gemeinsame geistliche Interessen. Offenbar ließen sie ihre Arbeit
ruhen, suchten Johannes denTäufer in der Wüste auf und wurden seine Jünger.
Dort begegneten sie Christus zum ersten Mal. Und als sie zum Fischen zurückgingen
(noch bevor Jesus sie zur vollzeitigen Jüngerschaft berief ), waren sie als
Partner zusammen. So bildeten sie auf natürliche Weise eine geschlossene
Einheit innerhalb der Zwölf. In vieler Hinsicht schienen diese Vier
unzertrennlich gewesen zu sein.
1.1 Andreas der Sucher
Als Jesus ihm zum ersten Mal begegnete, war Andreas bereits ein
gottesfürchtiger Mann und gehörte zu den Jüngern von Johannes dem Täufer.
Dieser war bekannt für sein raues Erscheinungsbild und seine spartanische Lebensweise.
Die Schrift sagt über ihn: »Er aber, Johannes, hatte seine Kleidung von
Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren
Heuschrecken und wilder Honig« (Mt 3,4). Er lebte und diente in der Wüste,
abgeschnitten von allen Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten des Stadtlebens.
Als Jünger von Johannes dem Täufer konnte man deshalb nur schwerlich ein
weicher Typ sein. Das Johannes-Evangelium beschreibt Andreas’ erste Begegnung
mit Jesus. Es war in der Wüste, wo Johannes der Täufer Buße predigte und
Bekehrte taufte. Der Apostel Johannes war Augenzeuge dieser Begebenheit, da er
und Andreas zusammen als Jünger von Johannes dem Täufer dort waren. (Der
Apostel Johannes nennt sich nicht mit Namen. Bis zum Ende seines Evangeliums
hält er sich anonym. Doch die Art und Weise, in der er die Einzelheiten dieser
Begegnung bis hin zur Angabe der Tageszeit erzählt, legt nahe, dass sein Wissen
aus erster Hand stammte. Offenbar war er der andere Jünger, von dem berichtet
wird.)
1.2 Jesus und Andreas
Andreas’ erste persönliche Begegnung mit Jesus ereignete sich am
Tag nach Jesu Taufe (V. 29-34). Andreas und Johannes standen neben dem Täufer,
als Jesus vorüberging und Johannes der Täufer sagte: »Siehe, das Lamm Gottes!«
(Joh 1,35-36). Sofort verließen sie Johannes und folgten Jesus nach (V. 37).
Das heißt nicht, dass sie unbeständig waren oder ihrem Mentor untreu wurden.
Das genaue Gegenteil war der Fall. Johannes der Täufer hatte bereits
ausdrücklich abgestritten, der Messias zu sein: »Und dies ist das Zeugnis des
Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten,
damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht,
und er bekannte: Ich bin nicht der Christus« (V. 19-20). Als die Leute Johannes
nach seiner Identität fragten, sagte er: »Ich bin die ›Stimme eines Rufenden in
der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn‹, wie Jesaja, der Prophet, gesagt
hat« (V. 23).
1.3 Die Entscheidung
Dadurch hatte Johannes der Täufer deutlich erklärt, dass er nur
der Wegbereiter des Messias war. Er war gekommen, um den Weg zu bereiten und
den Menschen den richtigen Weg zu zeigen. Seine zentrale Botschaft war die
Vorbereitung auf den Messias, der schon bald kommen würde. Somit warteten
Andreas und Johannes nur auf den Messias. Nachdem Johannes der Täufer Jesus als
das Lamm Gottes bezeichnete, verließen ihn die beiden Jünger augenblicklich und
folgten Christus nach. Sie taten das Richtige. Der Täufer hätte ihre
Entscheidung sicherlich gutgeheißen. Die Bibel berichtet weiter: »Jesus aber
wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie
aber sagten zu ihm: Rabbi – was übersetzt heißt: Lehrer – wo hältst du dich
auf? Er spricht zu ihnen: Kommt, und ihr werdet sehen! Sie kamen nun und sahen,
wo er sich aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm« (V. 38-39).
1.4 Erste Gemeinschaft
mit Jesus
Es war etwa vier Uhr nachmittags (»die zehnte Stunde« – V. 39),
als sie Christus begegneten. Sie folgten ihm zu dem Ort, an dem er sich
aufhielt, und verbrachten den Rest des Tages bei ihm. Wahrscheinlich war es ein
angemietetes Haus oder nur ein Raum in einem rustikalen Gasthaus – in der Nähe
von Johannes dem Täufer in der Wüste. Aber diese beiden Jünger hatten das
Vorrecht, den Nachmittag und Abend in Gemeinschaft mit Jesus zu verbringen. Sie
gingen mit der Überzeugung, den wahren Messias gefunden zu haben. An diesem Tag
begegneten sie Jesus, lernten ihn näher kennen und wurden von ihm belehrt. So
wurden Andreas und Johannes zu Jesu ersten Jüngern.
1.5 Übers Leben
nachdenken
Petrus und Andreas gingen nach der anfänglichen Begegnung mit
Jesus zurück nach Kapernaum und nahmen wieder ihre Tätigkeit als Fischer auf.
Zu einem späteren Zeitpunkt – möglicherweise nach mehreren Monaten – kam Jesus
wieder nach Galiläa, um dort zu dienen. Er hatte sein Wirken in und um
Jerusalem begonnen, wo er den Tempel reinigte und die Feindschaft der
religiösen Führer auf sich zog. Doch dann kehrte er zum Predigen und Heilen
nach Galiläa zurück und kam schließlich nach Kapernaum. Dort traf er die vier
Brüder beim Fischen wieder. Matthäus 4,18-22 berichtet von dieser Begegnung.
1.6 Berufung zur
Jüngerschaft
Von den vier Jüngern aus der Führungsgruppe wissen wir über
Petrus’ Bruder Andreas zwar nicht so viel aber wir wissen dass er der
Erstberufene Jünger war (Joh 1,35-40).
Als er aber am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder:
Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See
warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: Kommt, mir nach! Und
ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sie aber verließen sogleich die Netze
und folgten ihm nach. Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere
Brüder: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot
mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze ausbesserten; und er rief sie. Sie
aber verließen sogleich das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.
Dieses Mal verließen sie ihre Arbeit, um ihm beständig
nachzufolgen. Einen parallelen Bericht dieser Begebenheit finden wir in Lukas
5,1-11. Aber in Lukas’ Schilderung wird Andreas nicht namentlich erwähnt. Der
Bericht von Matthäus macht uns deutlich, dass er mit eingeschlossen war.
Andreas befand sich so weit im Hintergrund, dass Lukas nicht einmal seinen
Namen erwähnt. Er gehörte zu den Menschen, die selten in den Vordergrund
rückten. Er blieb ein Stück weit im Verborgenen. Natürlich gehörte er zur
Gruppe und folgte Christus genauso eifrig und schnell nach wie die anderen,
aber er spielte eine stille, unauffällige Rolle im Hintergrund.
1.7 Andreas’ Vorliebe:
Evangelisation koordinieren
Obwohl Andreas zum engeren Kreis des Leiterteams von Jesus
gehörte, befand sich Andreas meistens im Hintergrund. Andreas hat fast sein
ganzes Leben im Schatten von Petrus verbracht und diese Rolle ohne
Zähneknirschen akzeptiert. Genau das machte ihn so brauchbar. Seine
Bereitschaft, im Hintergrund und oft genug als Nebendarsteller zu wirken,
segnete Gott, dass er ihm oftmals Einblick in Dinge gab, die anderen Jünger entweder
überhaupt nicht oder nur schwer zugänglich waren. Er verstand wie kein anderer
die Bedeutung der Details bei der Evangelisation, des Respekts vor der Kultur
des einzelnen und die Fähigkeit des Hl Geistes Menschen von Innen her zu
verändern. Immer wenn er in den Vordergrund tritt, wird seine Fähigkeit
deutlich, den enormen Wert kleiner, unscheinbar unwichtiger Dinge zu erkennen. Bei
vielen wichtigen Ereignissen, die Petrus, Jakobus und Johannes mit Christus
erlebten, war er nicht dabei (Mt 17,1; Mk 5,37; 14,33). Bei anderen Gelegenheiten
gehörte er jedoch zum inneren Kreis (vgl. Mk 1,29; 13,3). Es steht außer Frage,
dass er eine besonders enge Beziehung zu Christus hatte, da er häufig andere
Menschen mit dem Herrn in eine persönliche Beziehung brachte.
Im nächsten Abschnitt beschäftigen wir uns mit den Merkmalen
seines Lebenswerks.
II. DIE MISSION DES APOSTELS ANDREAS
Sein Eifer in der Nachfolge Christi, verbunden mit dem Anliegen,
andere zu ihm zu führen, ist bezeichnend für Andreas’ Charakter und bestimmte
die Art seines Dienstes, die Bedeutung, die er Teamarbeit gab und prägt bis
heute den autokephalen Verwaltungsstil der orthodoxen Kirchen nach griechischem
Ritus, die u.a. als Folge seiner Teamleiterschaft um das Schwarze Meer
entstanden waren.
2.1. Er war ein Teamleiter
Schon früh wird erkennbar: Offenbar wollten alle vier
Männer Leiter werden. Als Gruppe übten sie eine Art gemeinsame Leiterschaft
über die anderen Jünger aus. Wir haben bereits gesehen, dass Petrus
zweifelsfrei aus dieser Gruppe herausragte und bei den Zwölfen normalerweise
der Sprecher war – ob sie ihn nun mochten oder nicht. Es ist aber genauso klar,
dass alle vier Jünger des inneren Kreises nach der Führungsposition strebten.
Das erklärt auch die gelegentlich beschämende Streitfrage, wer der Größte unter
ihnen sei.
Sie besaßen alle einen Eifer für Leiterschaft, jeder hatte aber
auch seinen Stil.
Ihr Eifer für die Leiterschaft – durch den viele Konflikte in der
Gruppe hervorgerufen wurden – war letzten Endes besonders wichtig, als diese
Männer als Apostel in der frühen Gemeinde getrennte Wege gingen. Jesus bildete
sie zur Leiterschaft aus, und am Ende bekleideten sie alle wichtige
Führungsrollen in der frühen Gemeinde. Sie legten damit wie Paulus schreibt t
die Grundlage der Gemeinde, »wobei Christus Jesus selbst der Eckstein ist« (Eph
2,20).
Im Vergleich fiel Andreas von den vier Jüngern im inneren Kreis mit
seinem bevorzugten Leitungsstil am wenigsten auf. Die Schrift berichtet uns
nicht viel darüber. Man kann geradezu an den Fingern abzählen, wie oft er in
den Evangelien erwähnt wird. (Außer in der allgemeinen Auflistung der zwölf
Jünger wird er im Neuen Testament neunmal erwähnt, und meistens wird an diesen
Stellen lediglich sein Name genannt.) Andreas führte ein Leben im Schatten
seines bekannteren dominanten Bruders. An vielen Stellen wird sein Name mit dem
Zusatz versehen, dass er Petrus’ Bruder war, Man könnte vermuten, dies sollte
ihn zu etwas Besonderem machen. Insider wussten damals aber ja auch, dass
Petrus durch ihn zu Jesus gekommen war. Und das gab Andreas ihn Leiterkreisen grossen
Respekt und noch mehr wie er seine Rolle einnahm.
Wenn ein Bruder den anderen in einem solchen Ausmaß in den
Schatten stellt, finden wir normalerweise Groll, starke geschwisterliche
Rivalität oder sogar Entfremdung vor. Doch bei Andreas ist nicht zu erkennen,
dass er Petrus dessen Vorherrschaft missgönnte. Zur Erinnerung: Andreas brachte
Petrus zu Christus. Er tat es sofort und ohne Zögern. Natürlich war sich
Andreas bewusst, dass Petrus zu Dominanz neigte. Er muss sich völlig darüber im
Klaren gewesen sein, dass Petrus, sobald dieser zu den Jüngern gehörte, das Ruder
an sich reißen und Andreas nur noch zweitrangig sein würde. Dennoch machte
Andreas seinen älteren Bruder mit Christus bekannt. Allein diese Tatsache sagt viel
über seinen Charakter aus und war prägend für seinen Leitungsstil. – Im
Gegensatz zu Petrus zog es Andreas vor in relativer Unbekanntheit arbeiten zu
arbeiten und dient dadurch bis heute als ein besseres Vorbild für viele
Gemeindeleiter. Er hatte eine andere Vorstellung von bedeutungsvoller
Leiterschaft. Ein bisschen deutet such dies auch in seinem Namen an: Andreas bedeutet übersetzt »männlich«. Das war anscheinend eine
passende Bezeichnung. Natürlich verlangte seine Arbeit als Fischer ein hohes
Maß an körperlicher Kraft. Doch Andreas besaß auch andere männliche
Kennzeichen. Er war mutig, entschlossen und besonnen. Nichts an ihm war schwach
oder weichlich. Er wurde von einer tiefen Leidenschaft für die Wahrheit
angetrieben, und für diesen Zweck war er gewillt, sich extremen Entbehrungen
auszusetzen.
2.2 Geistliche Gabe
und Dienstverständnis.
Andreas was auch bei den betenden im oberen Raum als Jesus bereits in den Himmel zurückgegangen war und unter denen die die Ausweitung des Heiligen Geistes erlebten (Apg 1,13) Es wird von Anfang an gut erkennbar: Er ist ein Evangelist und
bringt Menschen zu Jesus. Sobald er die Überzeugung gewonnen hatte wer Jesus
war trat er in Aktion und ging zu Petrus: und spricht zu ihm: Wir haben den Messias
gefunden – was übersetzt ist: Christus. Und er führte ihn zu Jesus« (V.
41-42). Die Neuigkeiten waren zu gut, um sie für sich zu behalten, deshalb
suchte und fand Andreas den Menschen, den er am meisten liebte – den er
unbedingt mit Jesus bekannt machen wollte – und führte ihn zu Christus. Ganz
unkomplizert. Er tat das sein Leben lang. Das wurde sein Dienstkonzept, denn er
hatte ein Herz für einen wirkungsvollen Dienst im Hintergrund. Er wollte nicht
im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Er zeigte keine Missgunst gegenüber denen
im Mittelpunkt. Offensichtlich war er mit dem zufrieden, was er mit seinen
Gaben und seiner Berufung ausrichten konnte. Gott hatte ihn beschenkt, und er
gönnte den anderen ihren Segen.
Von allen Jüngern im inneren Kreis schien Andreas am wenigsten
streitsüchtig und am rücksichtsvollsten zu sein. Wie wir schon wissen, neigte
Petrus zu Impulsivität; gedankenlos stürmte er voran und sagte die falschen
Dinge zur falschen Zeit. Oftmals war er dreist, ungeschickt, voreilig und
ungestüm. Jakobus und Johannes trugen aufgrund ihrer Neigung zu emotionalen
Entscheidungen den Beinamen »Söhne des Donners.« Offenbar lösten sie viele
Diskussionen darüber aus, wer von ihnen der Größte sei. Von Andreas lesen wir
nichts dergleichen. Wann immer er sich zu Wort meldet – was in der Schrift
selten genug vorkommt –, sagt er das Richtige. Dasselbe gilt für sein Handeln
ohne die anderen Jünger. Die Schrift berichtet nichts Unehrenhaftes über seine
Taten.
2.3 Respekt für die individuelle Kultur der
des Einzelnen
Andreas war sich des Wertes einer einzelnen
Seele bewusst. Er war dafür bekannt, Einzelpersonen und nicht Menschenmengen zu
Jesus zu führen. Fast jedes Mal, wenn wir ihm in den Evangelien begegnen,
bringt er jemanden zu Jesus.
Denken Sie nur einmal daran, dass Andreas,
nachdem er Christus gefunden hatte, als Erstes zu Petrus ging. Diese
Begebenheit kennzeichnete die Art seines Dienstes. Bei der Speisung der
Fünftausend war es Andreas, der den Jungen mit den Broten und Fischen zu
Christus brachte. Die anderen Jünger wussten nicht, woher sie Essen für all die
Menschen herbekommen sollten. Andreas führte den Jungen zu Jesus und sagte: »Es
ist ein kleiner Junge hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat« (Joh
6,9).
Johannes 12,20-22 berichtet von einigen
Griechen, die Philippus aufsuchten, weil sie Jesus sehen wollten.
Wahrscheinlich waren sie Heiden, die von Jesu Ruf gehört hatten und ihn nun
kennen lernen wollten. In Johannes 12,21-22 heißt es: »Diese nun kamen zu
Philippus von Betsaida in Galiläa und baten ihn und sagten: Herr, wir möchten
Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, es kommt Andreas und
Philippus, und sie sagen es Jesus.«
Bezeichnenderweise traten diese Männer an
Philippus heran, doch dieser brachte sie zu Andreas, der sie dem Herrn
vorstellte. Warum führte Philippus sie nicht direkt zu Jesus? Vielleicht war er
von Natur aus schüchtern oder sich seiner Beziehung zu Christus nicht sicher
genug. Oder er war sich über die richtige Vorgehensweise nicht im Klaren. Oder
er war sich nicht sicher, ob Jesus sie überhaupt empfangen wollte. Auf jeden
Fall wusste Philippus, dass Andreas Einzelne mit Christus bekannt machen
konnte.
Andreas machte es nicht nervös, wenn jemand
Jesus sehen wollte. Er führte sie einfach zu ihm. Er wusste: Jesus würde jeden
sehen wollen, der ihn sehen wollte (vgl. Joh 6,37).
Da er es so häufig tat, hatte Andreas offenbar
eine gewisse Gelassenheit und Sicherheit entwickelt, Menschen mit Christus
bekannt zu machen. Anscheinend kannte er Jesus gut und fühlte sich bei dieser
Aufgabe nicht unwohl. In Johannes 1 führte er Petrus zu Christus und wurde zum
ersten Missionar innerhalb der Familie. Jetzt bringt er einige Griechen zu
Christus, was ihn zum ersten Missionar für Ausländer machte.
In all den Jahren unseres gemeinsamen
Missionsdienstes habe ich immer wieder beobachtet, dass sich die
wirkungsvollsten und wichtigsten Aspekte des Evangelisierens normalerweise auf
einer individuellen, persönlichen Ebene abspielen. Das schließt oft auch den
Gebrauch von elektronischen Hilfsmitteln mit ein. Die meisten Menschen bekehren
sich nicht unmittelbar durch eine Evangelisation zu Christus, vielmehr ist es
der persönliche Einfluss eines Christen, der sie zu ihm führt.
Zweifellos ist die persönliche Beziehung die
effektivste Methode, um Menschen zu Christus zu führen. Sowohl Andreas als auch
Petrus besaßen ein evangelistisches Herz, aber ihre Methoden waren vollkommen
unterschiedlich. Petrus predigte zu Pfingsten, und der Gemeinde wurden
dreitausend Gläubige hinzugefügt. In der Schrift weist nichts darauf hin, dass
Andreas jemals zu vielen Menschen predigte oder die Massen bewegte. Er war es
jedoch, der Petrus zu Christus führte. Die souveräne Vorsehung Gottes ließ
Andreas seinen eigenen Bruder zu Christus bringen. Diese einzelne Tat führte
wiederum zur Bekehrung des Mannes, der zu Pfingsten diese große Predigt hielt.
Die Frucht des Dienstes von Petrus ist letzten Endes die Frucht von Andreas’
treuem, persönlichen Zeugnis.
2.4
Edward Kimball – der Andreas von Moody
Gott wirkt oft auf diese Weise. Nur wenige
haben je von Edward Kimball gehört. Sein Name ist eine Fußnote in den Annalen
der Kirchengeschichte. Doch er war der Sonntagsschullehrer, der D.L. Moody zu
Christus führte. Eines Nachmittags ging er in das Bostoner Schuhgeschäft, in
dem der neunzehnjährige Moody arbeitete, und erzählte ihm im Lagerraum von
Christus.
Kimball war das genaue Gegenteil eines
mutigen Evangelisten. Er war ein schüchterner, leise sprechender Mann. Auf dem
Weg zum Schuhgeschäft fürchtete er sich und war sich ziemlich unsicher, ob er
genügend Mut aufbringen würde, den jungen Mann mit dem Evangelium zu
konfrontieren. Zu jener Zeit war Moody recht ungehobelt und offenkundig
Analphabet, doch der Gedanke, mit ihm über Christus zu reden, ließ Kimball
erzittern. Jahre später erinnerte sich Kimball an diese Begebenheit. Moody
begann, seine Sonntagsschule zu besuchen. Es wurde deutlich, dass Moody die
Bibel absolut nicht kannte. Kimball schrieb:
Ich traf die Entscheidung, mit Moody über
Christus und seine Seele zu sprechen. Ich ging zu Holtons Schuhgeschäft in die
Innenstadt. Als ich fast angekommen war, begann ich mich zu fragen, ob ich es
während der Geschäftszeit tun sollte. Und ich dachte, vielleicht würde ich den
Jungen in Verlegenheit bringen, wenn sich die anderen Verkäufer nach mir
erkundigen würden. Anschließend würden sie Moody eventuell verspotten und ihn
fragen, ob ich aus ihm einen braven Jungen machen wollte. Während ich über all
das nachdachte, ging ich am Laden vorbei, ohne es zu merken. Als ich drinnen
war, beschloss ich, es anzugehen und hinter mich zu bringen. [1]
Kimball fand Moody im Lagerraum, wo er Schuhe
einpackte und ins Regal sortierte. Kimball bezeichnete seine Worte als
»schlaff«. Später sagte er: »Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was ich
sagte. Irgendetwas über Christus und seine Liebe – das war alles.« Er gab zu,
dass es ein »schwacher Aufruf« war.[2] Doch
daraufhin gab Moody dem Herrn sein Herz.
Natürlich benutzte der Herr D.L. Moody als
mächtigen Evangelisten in Amerika und England. Während der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts hatte sein Dienst auf beiden Seiten des Atlantiks enorme
Auswirkungen. Zehntausende bezeugten, dass sie sich durch seinen Dienst zum
Herrn bekehrten. Unter ihnen fanden sich Christen wie C.T. Studd, der große
Pioniermissionar, und Wilbur Chapman, der selbst ein bekannter Evangelist
wurde. Später gründete Moody das Moody Bible Institute, an dem im letzten
Jahrhundert Tausende von Missionaren, Evangelisten und anderen christlichen
Arbeitern ausgebildet wurden, die danach in die ganze Welt hinausgingen. All
das geschah, weil ein treuer Mann einen einzigen Menschen mit Christus bekannt
machte.
Diesen Dienst »von Mann zu Mann« schien
Andreas normalerweise auszuüben. Die meisten Gemeindeleiter würden sich über
Menschen mit seiner Einstellung freuen. Zu viele Christen meinen, dass das
Evangelisieren nicht in ihrer Verantwortung liege, da sie nicht vor Gruppen
sprechen können oder keine Führungseigenschaften besitzen. Nur wenige begreifen
wie Andreas den Wert, der darin liegt, sich mit anderen anzufreunden, um sie zu
Christus zu führen.
In manchen Situationen machte Andreas
sicherlich die gleichen Fehler wie die anderen, wenn er Petrus’ Führung folgte
oder zusammen mit der Gesamtgruppe handelte. Doch immer wenn sein Name
ausdrücklich erwähnt wird und er als Einzelperson spricht oder handelt, lobt
die Schrift ihn. Er war ein wirkungsvoller Leiter, auch wenn er nicht im
Rampenlicht stand.
2.5 Andreas erkannte den Wert unscheinbarer
Gaben
Um Einige Menschen sehen das Gesamtbild besser, weil sie den Wert der kleinen Dinge kennen. Auch Andreas gehört in diese Kategorie. In Johannes' Schilderung der Speisung der Fünftausend wird das deutlich (Joh. 6,5-9) Um mit seinen Jüngern allein zu sein, hatte
sich Jesus mit ihnen auf einen Berg zurückgezogen. Wie so häufig, wenn er sein
öffentliches Wirken unterbrach, hatte ihn die Menge auch diesmal ausfindig
gemacht. Es war kurz vor dem Passahfest, dem wichtigsten Feiertag im jüdischen
Kalender. Und somit genau ein Jahr vor seiner Kreuzigung.
Plötzlich kam eine große Menschenmenge auf
sie zu. Irgendwie hatten sie herausbekommen, wo Jesus sich aufhielt. Die
Essenszeit nahte, und Brot sollte zu Jesu Kernbotschaft für die Menge werden.
So machte er deutlich, dass er allen zu essen geben wollte. Er fragte
Philippus, wo sie Brot kaufen könnten. Johannes fügt eine Bemerkung hinzu, um
die Tatsache zu betonen, dass Christus die Situation souverän kontrollierte:
»Dies sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er selbst wusste, was er tun
wollte« (Joh 6,6).
Schnell überschlug Philippus ihre Finanzen
und kam zu dem Ergebnis, dass sie nur zweihundert Denare besaßen. Ein Denar war
der Tageslohn eines gewöhnlichen Arbeiters, so entsprachen zweihundert Denare
etwa dem Lohn von acht Monaten. Es war eine beträchtliche Summe, aber die Menge
war so groß, dass selbst zweihundert Denare nicht ausreichten, um für alle
Lebensmittel zu kaufen. Philippus wurde durch die erforderliche Menge ernüchtert.
Er und die anderen Jünger wussten nicht weiter. Matthäus, der dieselbe
Begebenheit schildert, berichtet von der Reaktion der Jünger: »Der Ort ist öde,
und die Zeit ist schon vergangen. Entlass die Volksmengen, dass sie hingehen in
die Dörfer und sich Speise kaufen!« (Mt 14,15).
Aber Jesus antwortete ihnen: »Sie haben nicht
nötig wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!« (V. 16). Diese Worte müssen die
Jünger verblüfft haben. Jesu Forderung schien unvernünftig zu sein. In diesem
Augenblick meldete sich Andreas zu Wort. »Es ist ein kleiner Junge hier, der
fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat« (Joh 6,9). Natürlich wusste auch
Andreas, dass fünf Gerstenbrote und zwei Fische für fünftausend Leute nicht
ausreichen würden, aber er brachte (in seiner typischen Art) den Jungen
trotzdem zu Jesus. Jesus hatte den Jüngern aufgetragen, den Menschen Essen zu
geben, und Andreas wusste, dass er ihnen einen solchen Auftrag nicht erteilen
würde, wenn sie ihn nicht auch ausführen könnten. So tat Andreas sein Bestes.
Er spürte die einzige verfügbare Lebensmittelquelle auf und brachte sie zu
Jesus. Etwas in ihm schien zu verstehen, dass in den Händen von Jesus keine
Gabe unbedeutend ist.
Johannes berichtet weiter:
Jesus sprach: Macht, dass die Leute sich
lagern! Es war aber viel Gras an dem Ort. Es lagerten sich nun die Männer, an
Zahl etwa fünftausend. Jesus aber nahm die Brote, und als er gedankt hatte,
teilte er sie denen aus, die da lagerten; ebenso auch von den Fischen, so viel
sie wollten. Als sie aber gesättigt waren, spricht er zu seinen Jüngern:
Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts umkomme! Sie sammelten nun
und füllten zwölf Handkörbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, welche
denen, die gegessen hatten, übrig blieben. (V. 10-13)
Was für eine erstaunliche Lektion! Dass aus
so wenig so viel wurde, bezeugte die Macht Christi. In seinen Händen ist keine
Gabe bedeutungslos.
Die gleiche Lektion brachte unser Herr den
Jüngern in Lukas 21,1-4 bei: »Er blickte aber auf und sah die Reichen ihre
Gaben in den Schatzkasten legen. Er sah aber auch eine arme Witwe zwei
Scherflein dort einlegen. Und er sprach: In Wahrheit sage ich euch, dass diese
arme Witwe mehr eingelegt hat als alle. Denn alle diese haben von ihrem
Überfluss eingelegt zu den Gaben; diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den
ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.«
Mit anderen Worten: Der Arme, der alles gibt,
was er hat, gibt mehr als der Reiche, der von seinem Überschuss weggibt. Gottes
Fähigkeit, eine Gabe zu benutzen, wird auf keinen Fall durch die Größe der Gabe
eingeschränkt oder vergrößert. Die aufopfernde Treue des Gebers – und nicht die
Größe der Gabe – ist das wahre Maß, an dem die Bedeutung der Gabe gemessen
wird.
Für den menschlichen Verstand ist das schwer
zu begreifen. Aber irgendwie schien Andreas instinktiv zu wissen, dass er Jesu
Zeit nicht vergeudete, als er eine solch geringfügige Gabe zu ihm brachte.
Nicht die Größe der Gabe zählt, sondern vielmehr die Größe des Gottes, dem sie
gebracht wird. Andreas bereitete das Wunder vor.
Natürlich hatte Jesus die Nahrungsmittel des Jungen überhaupt nicht nötig, um die Menge satt zu machen. Ebenso leicht hätte er Essen aus dem Nichts schaffen können. Aber die Speisung der Fünftausend illustriert Gottes allgemeine Vorgehensweise. Er nimmt die oftmals unscheinbaren Opfergaben der Menschen an und vermehrt sie, um große Dinge zu erreichen. Irgendwie scheinen ihn diese Gedanken auch zu beschäftigen als Jesus wegen der Zerstörung des Tempels einige Worte sagt (Markus 13, 3-4) .
Im folgenden Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie seine Art des Dienstes den Grossen Auftrag (Mt 28,18-20) unterstützte.
Natürlich hatte Jesus die Nahrungsmittel des Jungen überhaupt nicht nötig, um die Menge satt zu machen. Ebenso leicht hätte er Essen aus dem Nichts schaffen können. Aber die Speisung der Fünftausend illustriert Gottes allgemeine Vorgehensweise. Er nimmt die oftmals unscheinbaren Opfergaben der Menschen an und vermehrt sie, um große Dinge zu erreichen. Irgendwie scheinen ihn diese Gedanken auch zu beschäftigen als Jesus wegen der Zerstörung des Tempels einige Worte sagt (Markus 13, 3-4) .
Im folgenden Abschnitt beschäftigen wir uns mit der Frage, wie seine Art des Dienstes den Grossen Auftrag (Mt 28,18-20) unterstützte.
III.
Sein Einfluss in die Missions- und Kirchengeschichte
3.1 Andreas erkannte den Wert des
unauffälligen Dienens
Einige Menschen wollen entweder die erste
Geige spielen oder gar nicht. Jakobus und Johannes neigten dazu. Auch Petrus.
Aber nicht Andreas. Bei den großen Diskussionen wird sein Name nicht erwähnt.
Er war mehr daran interessiert, Menschen zu Jesus zu bringen, als an
Anerkennung oder Führungspositionen. Er strebte kaum nach Ehre. Von ihm hören
wir nur, wenn er jemanden zu Jesus führte.
Andreas ist ein Bild für all jene, die im
Stillen arbeiten und das »nicht mit Augendienerei, als Menschengefällige, sondern
als Sklaven Christi, indem ihr den Willen Gottes von Herzen tut!« (Eph 6,6). Er
war keine eindrucksvolle Säule wie Petrus, Jakobus und Johannes. Er war ein
demütiger Stein. Er gehörte zu den seltenen Menschen, die bereit sind, die
zweite Geige zu spielen und andere zu unterstützen. Ihn störte es nicht, im
Hintergrund zu wirken, solange nur die Arbeit getan wurde.
Das ist eine Lektion, die in der heutigen
Zeit viele Christen lernen sollten. Die Schrift warnt vor dem Streben nach
Führungsrollen; Lehrern sagt sie, sie würden nach strengeren Maßstäben
beurteilt werden: »Werdet nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass
wir ein schwereres Urteil empfangen werden!« (Jak 3,1).
Jesus lehrte die Jünger: »Wenn jemand der
Erste sein will, soll er der Letzte von allen und aller Diener sein« (Mk 9,35).
Ein Leiter mit dem Herz eines Dieners ist eine ganz besondere Art von Mensch.
Auf Andreas traf dies zu.
3.2
Dienst im Kaukasus, in Westrussland, dem Balkan und am Schwarzen Meer
Die Bibel schildert nicht, was nach Pfingsten
mit Andreas geschah. Welche Rolle er in der frühen Kirchengeschichte auch
spielte, beschreiben Schriften der frühen Kirchenväter Eusebius[3,
Origen und Jerome, sie bezeugen einen phänomenalen Arbeitseifer in
missionarischen Einsätzen in Achaia[4],
Galatien, Kappadozien, Bithynien und Skythien (im heutigen Georgien) wo er bis
an das das Kaspische Meer hinunter predigte, einem Gebiet von dem Paulus
schreibt es war „ein Land von Barbaren (Kol. 3,11).“ Nachdem er in Byzanthium
(später Konstantinopel) eine Kirche gegründet und im Jahre 38 n.Chr. Bischof
Stachys eingesetzt hatte, zog er weiter nach Thrazien und Mazedonien bis
hinunter an den Golf von Korinth bei Patros. Sein Dienst um das Schwarze
Meer legte die Grundlagen zur Entstehung der Griechisch-Byzantinischen Kirche. [5] In
Patros angekommen und im Zuge der Christenverfolgung unter Nero starb Andreas
im Jahre 69 N.Chr. Ende November in Patros nach einer brutalen Geißelung und
drei Tagen am Kreuz hängend den Märtyrertod, nicht ohne dass selbst dadurch
eine weitere Kirche entstand. [6]Anlass
für den Märtyrertod soll die Wut des Gouverneurs von Achaia über die Bekehrung
seiner Frau zum Christentum gewesen sein, die den überzeugenden Predigten des
Apostels wie viele andere Glauben geschenkt hatte und partout nicht mehr
absagen wollte.
Andreas predigte vielleicht nie zu grossen
Menschenmassen, doch er hatte offensichtlich eine Gabe Leute auf ihre Beziehung
zu Christus anzusprechen. Er schrieb keinen uns erhaltenen Brief und wird weder
in der Apostelgeschichte noch in einem der neutestamentlichen Briefe erwähnt.
Was die Schrift über Andreas berichtet, gleicht zwar mehr einer Silhouette als
einem Porträt, doch es ist anzunehmen, dass durch seinen intensiven Reisedienst
mehr lokale Gemeinden entstanden als wir heute feststellen können. Er ist der
Patron Heilige der Länder Rumänien, Ukraine, Russland und Schottland.
Um seine Leiden zu verlängern, ordnete der
Statthalter an, ihn ans Kreuz zu binden, anstatt zu nageln. (Nach der Überlieferung
war es ein Schrägkreuz, also ein x-förmiges Kreuz.) Den meisten Berichten
zufolge hing er zwei Tage am Kreuz und ermahnte Vorübergehende, sich zu
Christus zu bekehren. Nach einem lebenslangen Dienst für den Herrn, einem
Dienst im Schatten seines weitaus berühmteren Bruders ereilte ihn ein ähnliches
Schicksal wie diese beiden. Bis zum Ende blieb er treu und versuchte, Menschen
zu Christus zu führen.
Andreas war ein privilegierter Jünger. Er war
der Erste, der hörte, dass Jesus das Lamm Gottes war. Er war der Erste, der
Christus nachfolgte. Er gehörte zum inneren Kreis und hatte eine vertraute
Beziehung zu Christus. Sein Name wird zusammen mit denen der anderen Jünger auf
den Grundsteinen der ewigen Stadt – des Neuen Jerusalems – stehen. Und das Beste
von allem war, dass er sein ganzes Leben lang tun konnte, was er am liebsten
tat: einzelne Menschen zum Herrn führen. Die griechische, rumänische, russische
und schottische Kirche, die als Frucht seines Dienstes entstanden, danken es
ihm besonders. Sie haben ihn jeweils zu ihrem „Patron“ erwählt.
Schlussbetrachtungen
Gott sei Dank für solche Menschen wie
Andreas. Sie sind stille Personen mit unscheinbaren Gaben, die ihre Arbeit treu
und unauffällig verrichten und viel für den Herrn erreichen. Sie erhalten wenig
Anerkennung, suchen diese aber auch nicht. Sie wünschen sich nur, den Herrn
sagen zu hören: »Recht so, du guter und treuer Knecht!«
Andreas’ Beispiel zeigt uns, dass es oft die
kleinen Dinge sind, die einen effektiven Dienst ausmachen – Einzelpersonen,
unscheinbare Gaben und unauffälliges Dienen. Gott freut sich, diese Dinge zu
gebrauchen, denn »das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die
Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit
er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat
Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichte mache,
dass sich vor Gott kein Fleisch rühme« (1Kor 1,27-29). Das Beispiel des Andreas
zeigt uns aber auch, dass selbst der unscheinbare Dienst für Jesus im
Hintergrund um ausreichend nachhaltig zu sein ein Team braucht, das in
Beständigkeit, Koordination und durch das Feuer der Erkenntnis, wer Jesus
wirklich ist, in seiner Agenda, seinem Aufbau und dem Erreichen der
Unerreichten für das Reich Gottes getrieben wird. Andreas hat es uns vorgelebt.
[1] John C. Pollock, Moody: A Biographical Portrait
of the Pacesetterin Modern Evangelism (New York: Macmillan, 1963),S. 13.
[2] Richard
Ellsworth Day, Bush Aglow: The Life Story of Dwight Lyman Moody (Philadelphia:
Judson, 1936), S. 65or
[4] Basil of Seleucia weiss von Einsätzen des
Apostels in Thrazien, Skythia und Achaia.Auch die apokryphe Schrift des Andreas
nennt den Apostel und seinem Predigtdienst in Byzanthium.
[5] Die Geschichte des Nestor
(in Slavonisch) fügt dazu er habe am Schwarzen Meer und am Dnieper Fluss bis nach
Kiev gepredigt zu haben, von wo er auch nach Novgorod gereist sein soll. http://en.wikipedia.org/wiki/Primary_Chronicle
[6] Die St. Andreas Kirche in Patros, die das Zeugnis
über seine Hinrichtung verwahrt hat.
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