Der Beginn der Neunziger war also auch für die christlichen Gemeinden eine Zeit des Durchatmens und Mutschöpfens. Wird eine neue Generation von Pastoren, werden neue Programme, mit etwas amerikanischem Stil und Gehabe das Taiwan von Morgen schneller christlicher werden lassen? – Die eben gerade neu herausgekommenen Zahlen über 12 Jahre Gemeindebau in Taiwan sind aufs erste recht ernüchternd. Taipei, das eigentlich die grösste Dichte an Gemeinden in Taiwan hatte, zählt heute 72 Gemeinden weniger als damals. Gerade in den Gebieten, in denen man bedingt durch die inzwischen noch stärkere Präsenz von tempelbauwütigen Buddhisten und durch das Puli Erdbeben 1999 wenig Hoffnung auf eine schnelle Wende der geistlich düsteren Situation vor Ort hatte, gibt es die besten Nachrichten. Nantou hat den Anteil seiner Gemeinden um 15% gesteigert, Taichung (Central Taiwan) ebenfalls. Sogar in Chiayi, übrigens alles Orte in denen unser Büro seit vier Jahren die sozial-diakonische Seite des Evangeliums begonnen hat zu aktivieren, sind die Zahlen ermutigend.
Dafür gibt es im Norden inzwischen wieder mehrere weisse Stellen auf der Landkarte. Das heisst es gibt in diesen Gebieten, in denen es vor 10 Jahren wenigstens noch eine Gemeinde gab, inzwischen überhaupt keine mehr. Das Evangelium hat einen „Rutsch nach Süden“ gemacht,
dabei ist der Norden vermutlich bedingt durch vorher unbekannte neue
Herausforderungen und überbeschäftigte Pastoren geistlich verwaist. Die Bevölkerung im Norden ist schneller gewachsen als die Gemeinden. Auch haben sich viele Missionare nach dem Motto, die Gemeinde steht, anderen Feldern zugewandt und den neuen enthusiatischen Pastoren das Feld und den Norden Taiwans überlassen.. Das hat sich nicht nur positiv ausgewirkt, zumal es in Taiwan noch keine Missionsakademie gibt, die ihre Landesleute für Kultur überschreitende Arbeit ausbilden könnte (In Taiwan werden offiziell 18 Sprachen und noch viel mehr Dialekte gesprochen!). Dabei sind die Hauptsprachen der Gastarbeiter noch nicht eingerechnet. – Die Zeugnisse von Gastarbeitern, die fern von ihrem Heimatland hier in Taiwan Jesus als ihren Retter kennen gelernt haben sind bewegend. Ich hörte eben anlässlich der 10 Jahres Jubiläums der Evangeliumsarbeit unter Thai in Chiayi wieder etliche. Es ist gar keine Frage, dass die Gemeinden Taiwans gerade in diesem Prozess nun den Kultur überschreitenden Dienst in ihrem Land und an Gastarbeitern zu üben besonders dankbar für fachliche Ermutigung und Hilfe von Missionaren sind.
Wenn es gelingen könnte, den evangelistischen Dienst mit dem sozial-diakonischen und dem Kultur überschreitenden Dienst am Evangelium besser zu verbinden, sähen die Gemeindebauzahlen in 10 Jahren wohl weniger ernüchternd aus als heute und die Willkomensampeln für das Evangeliums ständen bis in 10 Jahren sicher weiter noch auf grün. Doch den inneren Umbau der Gemeinden für diese Herausforderungen und mehr Missionare mit einem Herz für dieses Anliegen wird das kaum gehen.